Premiere im Rathaus: „Das Haus des Paul Levy“ als szenische Lesung von Michael Batz

Das Dokumentarstück „Das Haus des Paul Levy“ von Michael Batz wurde heute im Großen Festsaal des Rathauses uraufgeführt. Den Rahmen bildete der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, der in diesem Jahr zum 20. Mal begangen wird.


"Es ist ein stilles Jubiläum, an dem wir uns gemeinsam an alle Menschen erinnern, die während der NS-Gewaltherrschaft ausgegrenzt, vertrieben, verfolgt, gefoltert und ermordet wurden.", sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit. In ihrer Ansprache betonte sie darüber hinaus, dass es "für unsere Freie und Hansestadt" eine "Verpflichtung und zugleich ein innerer Wunsch" sei, "die Schicksale dieser Menschen niemals zu vergessen, die Erinnerung an die grausamen NS-Verbrechen zu bewahren und würdevoll mit dem Schicksal der Opfer umzugehen".


„Das Haus des Paul Levy“ schildert die Geschichte der vorwiegend jüdischen Bewohner des Wohnhauses in der Rothenbaumchaussee 26. Neben dem Arzt Paul Levy wohnten dort Juristen, Kaufleute, Juweliere und Künstler, die nach 1933 vom gesellschaftlichen Leben in der NS-Zeit zunehmend ausgegrenzt wurden. Viele von ihnen versuchen, diesem Klima aus Angst und Verunsicherung zu entfliehen - jeder für sich auf seine eigene Art.


Für die Aufführung der szenischen Lesung sichtete der Regisseur Michael Batz zahlreiche Akten aus Bau-, Ermittlungs-, Straf-, Kranken- und Wiedergutmachungsverfahren sowie authentische Berichte von Zeitzeugen. Durch die ausschließliche Verwendung dokumentarischen Materials – in verdichteter Zusammenstellung – erzählte sich die Geschichte unmittelbar selbst.


Die Sprecherinnen und Sprecher Jantje Billker, Isabella Vértes-Schütter, Erik Schäffler und Gustav Peter Wöhler sorgten für eine lebendige und zugleich sehr bewegende Darstellung der Geschichte. Für die musikalische Untermalung waren Jakob Neubauer und Edgar Herzog verantwortlich.


Das Dokumentarstück „Das Haus des Paul Levy“ setzt die Reihe der szenischen Lesungen der vergangenen Jahre fort und wird darüber hinaus an folgenden Orten aufgeführt: am 28. Januar um 10 Uhr im Großen Festsaal des Rathauses nur für Schulklassen (bereits ausgebucht). Und am 29. Februar 2016 um 20 Uhr im Bucerius Kunstforum. Begleitend findet eine Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit Unterstützung der Hamburgischen Bürgerschaft statt. Unter dem Thema „Hamburger Fußball im Nationalsozialismus. Einblicke in eine jahrzehntelang verklärte Geschichte“ wird die Ausstellung bis zum 07. Februar 2016 in der Rathausdiele gezeigt. Der Eintritt ist frei.