Grußwort des Ersten Vizepräsidenten der Hamburgischen Bürgerschaft Dietrich Wersich zu 20 Jahren Freiwilligen Zentrum Hamburg

Es gilt das gesprochene Wort!


Sehr geehrte Frau Goydke,
sehr geehrter Herr Erzbischof,
sehr geehrte Damen und Herren,


„Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“  Wir kennen alle dieses Epigramm von Erich Kästner. Ich finde, es trifft ganz besonders für das bürgerschaftliche Engagement zu. Gute Ideen, die Bereitschaft zur Hilfe, müssen von Menschen in die Tat umgesetzt werden. Nur so entfalten sie ihre Wirkung. Das Freiwilligen Zentrum Hamburg tut gleich vier großartige Dinge:


•    Es engagiert sich innerhalb eines Netzwerks für das bürgerschaftliche Engagement.
•    Es berät Menschen und Organisationen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, direkt.
•    Es bietet Qualifikationen für freiwilliges Engagement an und
•    es ermöglicht die Entwicklung neuer Ideen für das Engagement im Sinne einer Werkstatt  für soziale Aktionen. 


Dies alles tut das Freiwilligen Zentrum – seit 20 Jahren! Dafür, sehr verehrte Frau Goydke, möchte ich Ihnen und Ihrem Team im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft von Herzen danken! 


Verehrte Gäste,
freiwillige ehrenamtliche Arbeit hilft Menschen, die Hilfe brauchen. Sie hilft aber auch der Gesellschaft insgesamt. Denn sie macht die Gesellschaft menschlicher, und sie stärkt den Zusammenhalt der Gesellschaft. Nicht zuletzt kommt diese Arbeit aber auch den Helfenden selber zu Gute. 


Sie entwickeln sich durch ihr eigenes Handeln weiter. Und entdecken bei sich Fähigkeiten, von denen sie vielleicht noch gar nicht ahnten, dass sie sie besitzen. 


„Die Gesellschaft im Kleinen mitzugestalten“, ist für viele Helferinnen und Helfer ein wichtiger Anreiz, sich zu engagieren. Das hat das Freiwilligen-Survey festgestellt. Das Gefühl, etwas für andere und damit für das Gemeinwohl zu leisten, ist ein starker Impuls, der in vielen Menschen wirkt. 


Derzeit engagieren sich in Hamburg mehr als eine halbe Million Menschen freiwillig. Wir erinnern uns noch alle an die beeindruckende Welle der Hilfsbereitschaft, als täglich hunderte neu angekommene Geflüchtete versorgt werden mussten. Die Kirchen und ihre Organisationen haben durch ihre bereits vorhandenen karitativen Strukturen sehr viel aufgefangen. Hierzu zählt auch das Freiwilligen Zentrum, dem ich ganz besonders danken möchte.


Die Flüchtlingshilfe ist seit einiger Zeit zwar das augenfälligste Beispiel, doch auf den weiteren Feldern des Ehrenamts wird ebenso mit großer Leidenschaft angepackt:  Ganz klassisch ist hier der Sport zu nennen; aber auch die Kultur und das Engagement von Unternehmen und Betrieben in vielen Bereichen. Der „Social Day“ etwa bietet Firmen die Möglichkeit, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern innerhalb der betrieblichen Strukturen zu helfen. Das Freiwilligen Zentrum ist für die Firmen ein wichtiger, weil direkter Ansprechpartner. Und das macht das Freiwilligen Zentrum auch aus, diese direkte Ansprechbarkeit für Menschen, die gerne helfen möchten. 


Das Freiwilligen Zentrum Hamburg ist die älteste Freiwilligenagentur der Hansestadt, meine Damen und Herren, und dennoch ist es sehr modern aufgestellt: Es ist modern im Sinne der Vernetzung mit vielen unterschiedlichen Gruppen und Initiativen der Zivilgesellschaft. 


Als einer der Träger der AKTIVOLI-Freiwilligenbörse gehört die Einrichtung zu den Eckpfeilern des Ehrenamts in Hamburg. Bis heute hat es Vorbildfunktion, was die Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Beratung und der Qualifizierung von Freiwilligenkoordinatoren betrifft. Als Institution des Erzbistums Hamburg zeichnet sich das Zentrum dennoch durch sein überkonfessionelles Engagement in der Freien und Hansestadt aus und ist so ein Beispiel für gelebten Hamburgischen Pragmatismus und Bürgersinn.


Die Freie und Hansestadt fördert und ehrt das freiwillige Engagement in vielfältiger Weise – mit Auszeichnungen, Medaillen und vielen anderen wertschätzenden Leistungen. Anlässlich des „Internationalen Tags des Ehrenamtes“ am 5. Dezember werden jährlich unter wechselnden Themenschwerpunkten mehr als 1.000 Freiwillige zu einem Senatsempfang mit dem Ersten Bürgermeister in das Rathaus eingeladen.


Darüber hinaus können Freiwillige seit 2005 den „Hamburger Nachweis über bürgerschaftliches Engagement“ als Ausdruck der Wertschätzung für ihre freiwillig geleistete Tätigkeit erhalten. Der sogenannte Hamburger Nachweis hat sich mittlerweile etabliert als besonderer Akzent auch im beruflichen Lebenslauf. Und schließlich liegt der Hansestadt auch die Sicherheit der Freiwilligen am Herzen: Um etwaige Risiken abzusichern, hat die Hansestadt eine öffentlich finanzierte Unfall- und Haftpflichtversicherung für Ehrenamtliche abgeschlossen.


Auch in Zukunft ist die Freie und Hansestadt bestrebt, das freiwillige Engagement weiter zu entwickeln, meine Damen und Herren. Die Bürgerschaft hat den Senat ersucht, eine Strategie für die Unterstützung des freiwilligen Engagements zu entwickeln. Aus dem Ersuchen der Bürgerschaft entstand die „Hamburger Strategie für freiwilliges Engagement 2020“. Das Netzwerk AKTIVOLI hat dabei mitgewirkt.


Sowohl die Ergebnisse des Freiwilligensurvey als auch die des Beteiligungsprozesses zeigen, dass die Frage der Information, Beratung und Qualifizierung für den Zugang zum freiwilligen
Engagement eine entscheidende Rolle spielen. Es zeigt sich hier, dass das Freiwilligen Zentrum mit seinem Ansatz genau richtig liegt. 


Die Bürgerschaft würdigt die Arbeit des Freiwilligen Zentrums als einen Beitrag der katholischen Kirche zur gesellschaftlichen Entwicklung in der Hamburger Öffentlichkeit.


Verehrte Frau Goydke, Sie hatten uns im Vorfeld gebeten, die Erwartungen der Bürgerschaft an ein Freiwilligen Zentrum zu benennen. Diese Frage lässt sich schnell beantworten, denn: Sie erfüllen ja bereits alle wichtigen Kriterien, die wir uns als Landesparlament für eine Einrichtung wünschen, die sich dem Gemeinwohl unserer Heimatstadt verpflichtet sieht. 


Die Argumente habe ich in meiner Rede zum Ausdruck gebracht. Wenn ich mir aber einen persönlichen Wunsch erlauben darf, dann kann ich Sie, liebe Frau Goydke und Ihr Team, nur dazu ermuntern: Lassen Sie bitte niemals in Ihrem großen Engagement nach. Sie sind eine unglaublich feste Stütze des Ehrenamts in unserer Stadt und damit Vorbild für hoffentlich viele weitere Menschen, die Ihrem Einsatz folgen werden.


Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren!

Datum: 8. Juni 2017, 16.00 Uhr
Ort: Danzigerstr. 20