Ansprache der Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit, auf der Kundgebung „Nous sommes Paris – Vereint dem Terror entgegen stellen. Freiheit und Demokratie gemeinsam verteidigen.“

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Generalkonsul,
liebe Hamburgerinnen und Hamburger,
Mesdames et Messieurs, chers amis!

Ich bin froh und auch ein wenig stolz, dass sich so viele Menschen hier im Herzen Hamburgs versammelt haben, um zusammenzustehen und zusammenzuhalten.

Um unsere Solidarität mit unseren französischen Freunden zu zeigen – und dass wir nicht sprachlos sein wollen.

Wir gedenken heute der über 130 Menschen, die in Paris auf kaltblütige Art ermordet wurden, und der unzähligen Verletzten:

Menschen, die ein glückliches Leben in Freiheit geführt haben – und damit den Hass der Terroristen auf sich zogen.

Paris ist uns nah – geografisch wie im Herzen. Aber wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass Terrorismus auch in anderen Regionen unserer Welt wütet.

Lassen Sie uns deshalb in diesem Augenblick der Trauer zum Beispiel auch an die russischen Opfer erinnern, die vor 2 ½ Wochen am Sinai beim Flugzeugabsturz durch eine Bombe ihr Leben ließen.

Viele Menschen aus unserer Partnerstadt St. Petersburg befanden sich darunter.

Mein Sohn hat mich gestern gefragt:

„Warum macht Ihr nur für die Opfer von Paris eine Gedenkveranstaltung, wo doch weltweit beinahe täglich bei genauso feigen Anschlägen im Libanon, in Syrien, Afghanistan, im Irak und anderswo so viele Menschen getötet oder verletzt werden? Bedeuten euch die Menschen dort etwa weniger?“

Er hat recht – und doch auch wieder nicht.

Wir, die jüngere Generation hier in der alten Bundesrepublik, wir sind in Frieden und Freiheit aufgewachsen, kennen weder Krieg noch Hungersnöte.
Wir können selbstbestimmt leben, und halten das für selbstverständlich, genauso wie Demokratie, und natürlich auch die Gleichberechtigung von Frauen und Männern.

Uns ist nicht immer bewusst, dass derart paradiesische Zustände längst nicht überall auf der Welt herrschen – und dass es sie übrigens auch bei uns erst seit 70 Jahren gibt.

Und deswegen sind wir so betroffen und entsetzt:

Die Ermordeten von Paris sind gestorben bei einem Anschlag auf unsere Lebensformen. Es war ein gezielter Anschlag auf unsere Demokratie. Ein feiges Attentat auf alles, was unser Leben ausmacht.
Wir sind genauso angegriffen worden wie die Menschen in Paris.

Solche feigen Anschläge sind Ausdruck einer menschenverachtenden Ideologie, die keine Grenzen kennt.

Wir können und wir dürfen das nicht hinnehmen.

Wir lassen uns von diesen schlimmen Ereignissen nicht einschüchtern.

Wir stehen geschlossen gegen jede Form von Extremismus.

Unsere Freie und Hansestadt steht:

für Demokratie und Freiheit,
für Toleranz und Weltoffenheit,
gegen Gewalt und Terror!

Und auch wir Hamburgerinnen und Hamburger sagen:

Nous sommes Paris!