Grußwort der Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Barbara Duden zu zehn Jahren musikalischer Begabtenförderung

(Feierlichkeiten anlässlich der Veranstaltung „10 Jahre Begabtenförderung am Hamburger Konservatorium durch die Hans-Kauffmann-Stiftung“)


Es gilt das gesprochene Wort!


Liebe Familie Kauffmann,
lieber Herr Menke,
lieber Herr Petermann,
meine sehr verehrten Damen und Herren!


„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ – Diese Worte werden dem französischen Schriftsteller Victor Hugo zugeschrieben. An diesen Satz musste ich denken, als sich Herr Menke und Herr Petermann vom Hamburger Konservatorium an uns wandten, um das zehnjährige Bestehen der Begabtenförderung durch die Hans-Kauffmann-Stiftung zu würdigen.


Umso mehr freue ich mich, Ihnen im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft die besten Glückwünsche zu überbringen!


Meine sehr verehrten Damen und Herren, im kommenden Oktober ist es zehn Jahre her, dass sich im Hamburger Konservatorium die Kinder und Jugendlichen zum ersten Mal als Stipendiaten der Hans-Kauffmann-Stiftung vorstellen durften. Stolz waren sie, denn dieses Ensemble stand damals ausschließlich aus dem einen Grund hier – das war ihr musikalisches Talent! 


Ihre Fähigkeiten werden seither durch die Begabtenförderung des Hamburger Konservatoriums auf vielfältige Weise geschult:


Das Programm beinhaltet nicht nur das Privileg intensivierten Instrumentalunterrichts. Nein! Hochbegabte Kinder und Jugendliche lernen hier, ihr musikalisches Potenzial für ein selbstbestimmteres Leben zu nutzen. Sie werden in Musiktheorie unterrichtet, sie erhalten eine breite musikalische Orientierung und das Wissen, mit ihrem Geist und Körper gesund umzugehen. 


Ermöglicht wird dieses großartige Angebot durch die Zuwendungen der Hans-Kauffmann-Stiftung. Fast 60 begabte Kinder und Jugendliche wurden seit Oktober 2008 bis heute auf diese Weise unterstützt.


Eine solche Förderung ist alles andere als selbstverständlich, im Gegenteil.  Das zeigt nicht zuletzt der Blick auf die Vita des Mannes, dessen Namen die Stiftung trägt. 


Als Sohn einer Familie mit jüdischen Wurzeln durfte Hans Kauffmann, Jahrgang 1920, nicht studieren. Seine Familie und er wurden während der NS-Diktatur verfolgt und ihrer Freiheit beraubt.


Hans Kauffmann selber wurde mehr als anderthalb Jahre von den Nazis inhaftiert. Der Grund: Er war in einer Gaststätte zu Besuch gewesen, in der ein britischer Radiosender gehört wurde. Überstanden hat er diese schlimme Zeit im Gefängnis, indem er zum Beispiel Gedichte verfasste und über die Wirkung von Musik nachdachte.


Der Blick auf Hans Kauffmann in dieser Zeit zeigt uns heute einmal mehr: das Beste an der Musik steht nicht in den Noten. Musik fragt weder nach sozialer noch kultureller Herkunft. Gemeinsames Musizieren verbindet Menschen ungeachtet aller Unterschiede. 


Es sind nicht nur auf Papier gedruckte Partituren, die Musik ausmachen. Es ist die Lebensfreude, das Miteinander, die Kreativität und die Sozialisation durch musikalische Vielfalt und Toleranz. Das alles brauchen wir für das Funktionieren einer intakten Gesellschaft.


Meine Damen und Herren,
Hans Kauffmann fügt sich in eine alte Hamburger Tradition ein. In unserer Freien und Hansestadt haben die Hamburgerinnen und Hamburger seit jeher selbst über das Musikleben entschieden. In der Bürgerschaft sind wir uns der Bedeutung dieses kulturellen Erbes sehr bewusst. Es hat sich seit der Eröffnung des ersten bürgerlichen Opernhauses am Gänsemarkt, über den Bau der Laeiszhalle bis hin zur Fertigstellung der Elbphilharmonie immer wieder gezeigt. So verbindet das neue Konzerthaus als Wahrzeichen das maritime Element mit der Musik im Herzen unserer Heimat.


Sie sehen, wir alle ziehen gemeinsam an einem Strang. Und das werden wir auch in Zukunft tun. 


In Hamburg gehört es zum guten Ton, die Musik zu fördern. Die Kulturbehörde alleine stellt dafür in jedem Jahr mehr als 15 Millionen Euro im Bereich der musikpädagogischen Erziehung zur Verfügung. Durch den außerschulischen Musikunterricht haben zuletzt weit mehr als 15.000 Kinder und Jugendliche davon profitiert. 6.000 davon übrigens am Hamburger Konservatorium. Ich finde, diese Bilanz kann sich sehen und – im wahrsten Sinne des Wortes – auch hören lassen. 


Verehrte Gäste,
mein Dank gilt dem Hamburger Konservatorium, das als ältestes Institut für Musikausbildung in Norddeutschland vorbildliche Arbeit leistet. 


Dank gebührt ebenso der Hans-Kauffmann-Stiftung. Sie ist heute Abend durch die drei Töchter von Hans Kauffmann und Herrn Franzke vertreten. 


Liebe Frau Jutta Döring, liebe Frau Sibylle Kauffmann und liebe Frau Schwerin, ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich diesen sehr persönlichen Abend zu Ehren Ihres Vaters mit Ihnen gemeinsam verbringen darf. Ich freue mich darauf, die Gedichte Ihres Vaters kennen zu lernen und damit auch mehr über Hans Kauffmann zu erfahren.


Es wird unser Bild von diesem wunderbaren Menschen sicher bereichern und eines bestätigen: Hans Kauffmann war ein sensibler Feingeist, der leidenschaftlich für die Musik brannte. Er war einer, dem nichts geschenkt wurde, der sich alles aus eigener Kraft erkämpfen musste. Obwohl er in Hamburg gelitten hat, hat er unsere Stadt nach dem Krieg mit aufgebaut und ihre Kultur engagiert gefördert.


Meine Damen und Herren,
Hans Kauffmann hat das bekannte Prinzip „pay it forward“ damit auf vorbildliche Weise gelebt. Dieser Abend soll uns Anlass sein, uns auch zukünftig nach diesem Leitmotiv zu orientieren. 


Meine lieben Nachwuchsmusikerinnen und -musiker, nehmen Sie Ihr Stipendium als Ansporn, diese einmalige Gelegenheit nach Kräften im Sinne von Hans Kauffmann zu nutzen. 


Herzlichen Dank!


Datum: Freitag, 8. Juni 2018 ab 18 Uhr
Ort: Goßlerhaus, Gosslers Park 1, 22587 Hamburg