Heute vor 70 Jahren: Erste freie Wahl der Bürgerschaft nach 1945

Zu Beginn der heutigen Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft erinnerte Präsidentin Carola Veit in ihrer Rede an die erste freie Wahl des Parlaments nach dem Ende des Nationalsozialismus vor 70 Jahren. Sie fand am 13. Oktober 1946 statt. Während Hamburg noch in Trümmern lag, sollte ein demokratisch legitimiertes Parlament schnellstmöglich den Wiederaufbau der Hansestadt steuern. „Zuversicht und Hoffnung auf einen Wiederaufbau und einen demokratischen Neubeginn sorgten für eine hohe Wahlbeteiligung von 79 Prozent“, blickte Veit in die Geschichte zurück.


„Werte, die für uns heute selbstverständlich sind, nämlich Toleranz, individuelle Freiheit, Gewaltenteilung, Demokratie und Rechtsstaat, mussten langsam, aber stetig wieder aufgebaut werden“, sagte Veit und mahnte die Abgeordneten, ihre Aufgabe im Dienste der Hamburgerinnen und Hamburger stets wahrzunehmen: „Umso mehr steht unserem Parlament, jedem von uns, Demut gut zu Gesicht, meine Damen und Herren. Der Optimismus der Abgeordneten jener Zeit darf uns Mahnung und Vorbild sein.“ Zugleich forderte sie die Abgeordneten auf: „Unsere Demokratie wird nur eine Erfolgsgeschichte bleiben, wenn wir sie verteidigen: gegen Gleichgültigkeit, Zynismus, Hoffnungslosigkeit und allzu partikulares Denken.“


Stärkste Partei der ersten Wahl wurde die SPD mit 43,1 Prozent (83 Sitze), die CDU erhielt 26 Prozent (16 Sitze), die FDP 18,2 Prozent (7 Sitze) und die KPD 10,4 Prozent (4 Sitze). 17 der 110 Gewählten waren Frauen. Die erste Wahlperiode dauerte vom 30. Oktober 1946 bis 16. Oktober 1949.