„Ihr seid das freundliche Gesicht Deutschlands“

Podiumsgespräch "Wenn Leib und Leben bedroht sind" über Flucht und Exil


Unter dem Titel "Wenn Leib und Leben bedroht sind" begrüßte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (Foto) heute mehr als 230 Schülerinnen und Schüler sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger zu einer Podiumsveranstaltung mit Rosa Hassan und Ali Anouzla im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses. Die syrische Schriftstellerin und der marokkanische Journalist sind Stipendiaten der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, die die Veranstaltung gemeinsam mit der Hamburgischen Bürgerschaft, der Körber-Stiftung und der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung organisiert haben.


Hassan und Anouzla berichteten eindrücklich von ihrem Leben in ihren Heimatländern, wo sie Korruption, Misswirtschaft und Kriegsverbrechen anprangerten. Doch irgendwann war der Zeitpunkt erreicht, wo Unterdrückung und Verfolgung ihr Leben und Arbeiten unmöglich machten und sie ihr Land verließen. Rosa Hassan und Ali Anouzla erzählten davon, was es bedeutet, ins Exil nach Deutschland zu gehen. Auf die Frage des Moderators Johannes von Dohnanyi (Foto), was sie dabei in ihren Koffer gepackt haben, war die Antwort schlicht: „Nichts“, und Ali Anouzla fügte an, dass er seine politischen Überzeugungen schließlich immer bei sich habe.


Intensiv schilderte Rosa Hassan ihre Flucht über den Libanon nach Deutschland vor dreieinhalb Jahren und benannte zwei Dinge, die ihr in den ersten Monaten in Hamburg sehr viel Angst gemacht haben: Das Klopfen gegen die Tür – in ihrer Heimat ein unheilbringendes Zeichen, dass Freunde abgeholt wurden –, und Flugzeuge am Himmel. Denn auch von diesen ging in ihrer Heimat Gefahr aus. Flugzeuge bringen Bomben und Granaten, sagte die Schriftstellerin und jeder im Saal konnte diese Schilderungen eindrücklich nachempfinden.


Dabei gelang es dem Moderator, nicht nur informativ in das Thema einzuführen und die Gesprächspartner behutsam zu dem Erlebten zu interviewen. Er fand auch den richtigen Ton, die Schülerinnen und Schüler im Saal zum Nachfragen und Mitdiskutieren zu animieren. „Wer hier im Raum hat einen sogenannten Migrationshintergrund“, fragte Johannes von Dohnanyi zur Eröffnung der Runde und hob selbst die Hand. Viele Hände schnellten ebenfalls in die Höhe und viele der Anwesenden stellten den Podiumsteilnehmern im Anschluss die Fragen, die ihnen unter den Nägeln brannten. Etwa wie die Zukunft Syriens aussähe, ob man mit Diktatoren zusammenarbeiten sollte oder was die Schüler konkret für Flüchtlinge in Deutschland tun könnten. Genau diese letzte Frage beeindruckte Rosa Hassan an diesem Tag im Großen Festsaal am meisten und sie gab ihrer Begeisterung für das Interesse der Jugendlichen besonderen Ausdruck: „Ihr seid das freundliche Gesicht Deutschlands“, gab sie den jungen Menschen mit auf den Weg, „ihr seid die Zukunft Deutschlands“. Auch nach der Veranstaltung, die aufgrund der vielen Nachfragen des Publikums länger dauerte als geplant, suchten einige Schülerinnen und Schüler noch das persönliche Gespräch mit der Schriftstellerin sowie mit Bürgerschaftspräsidentin Veit.


Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte wurde vor 30 Jahren auf Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft als politisch unabhängige Stiftung ins Leben gerufen. Seitdem hat die Organisation fast 200 Menschen gerettet. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe "Tage des Exils" statt, die noch bis zum 5. Juni ein großes Programm bietet. Mehr Informationen finden Sie hier.