Szenische Lesung im Rathaus

Das Dokumentarstück „Meine Eltern haben mir immer nur das Positive erzählt – Biografien von Opfern nationalsozialistischer Verfolgung und wie ihre Kinder sie erleben“ wurde Montagabend im Rathaus aufgeführt. Die szenische Lesung der Hamburgischen Bürgerschaft beschäftigt sich in diesem Jahr mit Biografien von NS-Opfern und der Weitergabe ihrer traumatischen Erfahrungen an ihre Nachfahr:innen.


Für die Opfer des Nationalsozialismus waren Verfolgung und Gewalterfahrungen häufig der Teil ihrer Lebensgeschichte, über den sie mit ihren Kindern und Enkel:innen nicht sprechen konnten. In vielen Familien von NS-Verfolgten wurde darüber geschwiegen. Dennoch spielt in zahlreichen Biografien Nachgeborener das Leid und die Traumata ihrer Eltern und Großeltern eine große Rolle. So wurde die Verarbeitung des Unaussprechlichen zur Lebensaufgabe der Nachfahr:innen.


Geerbtes Trauma in den Familien

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages beleuchtet die Szenische Lesung der Bürgerschaft unter dem Titel: „Meine Eltern haben mir immer nur das Positive erzählt – Biografien von Opfern nationalsozialistischer Verfolgung und wie ihre Kinder sie erleben“ dieses Grundthema in Familien von NS-Verfolgten. 


Präsidentin Carola Veit betonte in ihren Eröffnungsworten, dass angesichts der aktuellen, politischen Situation, die Erinnerungen an die abscheulichen Gräueltaten der Nazis vor über 80 Jahren so präsent seien, wie lange nicht. Veit sagte weiter: „Seit 26 Jahren laden wir ins Rathaus zu „Szenischen Lesungen“ ein und erzählen von der dunklen NS-Vergangenheit Hamburgs. Im aktuellen Stück geht Michael Batz der Frage nach, wie nachfolgende Generationen mit dem Trauma umgehen, dass sie von den Verfolgten des Holocaust erbten. Dies ist ein Perspektivwechsel, denn im letzten Jahr ging es um die Aufarbeitung der Geschichte in den Familien der Täter. Damit wird noch einmal deutlich, welches Ausmaß das Verbrechen der Nationalsozialisten an der Menschheit bis heute annimmt.“


26 Jahre szenische Lesungen zum Holocaust-Gedenktag

Seit 1998 veranstaltet die Hamburgische Bürgerschaft gemeinsam mit Regisseur und Theaterkünstler Michael Batz anlässlich des 27. Januars Szenische Lesungen. In dem diesjährigen Dokumentarstück stellte Michael Batz aus persönlichen Gesprächen und Interviews fünf authentische Berichte zusammen.


Vorgetragen wurde es von den Sprecher:innen Robin Brosch, Tommaso Cacciapuoti, Rabea Lübbe, Mignon Remé, Erik Schäffler und Michael Weber. Die Musik kam von Manusch Weiss (Gitarre), Edgar Herzog (Klarinette) und Jakob Neubauer (Bajan).