25 Jahre szenische Lesungen im Rathaus

Dokumentarstück „Die Gesichter meines Vaters - die Berichte von Nachfahren nationalsozialistischer Täter“ aufgeführt

 

Präsidentin Carola Veit eröffnete anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar am gestrigen Abend die 25. szenische Lesung im Festsaal des Hamburger Rathauses. Die Bürgerschaft veranstaltet seit 1998 gemeinsam mit Regisseur und Theaterkünstler Michael Batz szenische Lesungen. In diesem Jahr beschäftigte sich das Dokumentarstück, das am Vormittag für Jugendliche und am Abend vor rund 350 geladenen Gästen aufgeführt wurde, mit den Kindern von NS-Tätern. Es trug in diesem Jahr den Titel: „Die Gesichter meines Vaters – die Berichte von Nachfahren nationalsozialistischer Täter“.


Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit betonte in ihren Eröffnungsworten, dass in den Familien häufig über die Täterrollen der Väter und Großväter geschwiegen wurde. „Diese ‚langen Schatten‘ abzuschneiden, Fragen zu stellen und das Schweigen zu beenden, war und ist auch für die Kinder, Enkel und Urenkel der NS-Täter keine leichte Aufgabe. Unser diesjähriges Dokumentarstück lässt die Nachfahren zu Wort kommen, beschäftigt sich mit ihrem psychischen Erbe und trägt so hoffentlich zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit bei.“

 

Michal Batz hat in seinem Dokumentarstück „Die Gesichter meines Vaters“ vier authentische Berichte herausgesucht, die über das Gesprächsseminar „Ein Täter/eine Täterin in der Familie?“ der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ermöglicht wurden. Es zeigt beispielhaft, wie das „Schweigen der Väter“ in der Bundesrepublik zu einer weitverbreiteten Generationenerfahrung von Kindern und Jugendlichen wurde. Häufig zeigte sich erst nach dem Tod der Väter durch Archivmaterial und Berichte die Verbindung und Zugehörigkeit zu NS-Organisationen, zu Einsatzgruppen oder KZ-Lagerbesatzungen.

 

Das Dokumentarstück „Die Gesichter meines Vaters“ (2023) wurde von Michael Batz zusammengestellt und aufgearbeitet. Es sprachen die Schauspieler:innen Muriel Bielenberg, Robin Brosch, Marion Martienzen, Mignon Remé und Michael Weber. Die Musik kam von Edgar Herzog (Klarinette) und Jakob Neubauer (Bajan).


Begleitend zur szenischen Lesung gibt es wieder passendes Unterrichtsmaterial für Hamburger Schulen, zu dem in diesem Jahr auch ein Hörspiel gehört. Beides kann zeitnah über unsere Website hamburgwaehlt.de abgerufen werden.