„Tage des Exils“ im Rathaus: Türkisches Ehepaar berichtet von seiner Flucht

Hakan Mertcan und seine Frau Jona Dule mussten die Türkei Hals über Kopf verlassen, weil der Assistenz-Professor der Rechtswissenschaften einen Friedensappell an Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan unterschrieben hatte. Schutz vor der drohenden Haftstrafe fand das Ehepaar in Hamburg. Auf der Podiumsveranstaltung „Zurück auf null“ im Rahmen der Reihe „Tage des Exils“, zu der Präsidentin Carola Veit und die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte Schülerinnen und Schüler eingeladen hatten, haben sie ihr Schicksal eindrücklich geschildert.


„Solche an sich harmlosen Meinungsäußerungen wirken in dem Land wie eine Art von Majestätsbeleidigung oder werden – noch viel schlimmer – zur Terrorpropaganda erklärt“, sagte Präsidentin Carola Veit zur Eröffnung der Veranstaltung, die von dem Journalisten und Autoren Johannes von Dohnanyi moderiert wurde. Veit beschrieb vor gut 200 Schülerinnen und Schülern die Lage in der Türkei mit eingeschränkter Pressefreiheit und drangsalierter Opposition. „Zehntausende Menschen sitzen seit langer Zeit in Gefängnissen – ohne Anklage, ohne anwaltliche Vertretung und ohne zu wissen, wann sie jemals wieder in Freiheit sein werden“, so die Präsidentin.


Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte unterstützt Menschen, die sich für Freiheit und Demokratie in ihren totalitären Heimatstaaten einsetzen und dafür verfolgt, gefoltert oder sogar mit dem Tod bedroht wurden. Sie wurde 1986 durch Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft als politisch unabhängige Stiftung ins Leben gerufen.


Das Stiftungsstipendium gewährt den Gästen darüber hinaus die Möglichkeit, ihre politische, künstlerische oder journalistische Arbeit fortzusetzen und ein internationales Netzwerk aufzubauen. Ziel ist es, dass die Stiftungsgäste nach ihrer Rückkehr in die Heimat mit ihren in Hamburg gesammelten Erfahrungen beim Aufbau einer funktionierenden und wehrhaften Zivilgesellschaft helfen. Bis heute hat die Stiftung 240 politisch Verfolgte und ihre Familien gerettet und vorübergehend in Hamburg beherbergt.


Die Veranstaltungsreihe „Tage des Exils“ wurde initiiert von der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung und findet in Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung statt. Noch bis zum 16. November geht es bei insgesamt 60 Veranstaltungen um Fragen, wie etwa Flucht und Exil die Vergangenheit und Gegenwart unserer Gesellschaft prägen. Weitere Informationen gibt es im Internet: www.tagedesexils.de


Foto v.l.: Jona Dule, Hakan Mertcan und Präsidentin Carola Veit.