Film zur szenischen Lesung „Sog nit Kejnmol - Lieder aus Lagern und Gettos 1933–1944“

Mehrere Personen sitzen dem Publikum zugewandt auf einer Bühne und lesen aus Büchern vor.

Die Szenischen Lesungen finden jährlich anlässlich des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus statt.

vergrößern

„Sog nit Kejnmol - Lieder aus Lagern und Gettos 1933–1944“ - das ist der Titel der 20. szenischen Lesung, die der Künstler Michael Batz im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft im Jahr 2019 im Rathaus inszeniert hat. Seit 1998 gibt es dieses besondere Format aus Anlass des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Dabei widmet sich Batz in jedem Jahr unterschiedlichen Aspekten der NS-Diktatur. Das Dokumentarstück handelt von Musik, die in der Zeit des Nationalsozialismus ganz unterschiedlich verwendet wurde. 


Für die Lagerkommandanten und SS-Wachmannschaften diente die Musik zur „Unterhaltung“ und stellte eine Form der Folter und Schikane dar. Sie wurde gezielt eingesetzt, um Neuankömmlinge irrezuführen, benutzt als zynische Form der Verhöhnung und Demütigung, verwendet zur emotionalen Beeinflussung bei Arbeitseinsätzen, Strafen, Erschießungen und Hinrichtungen.


Für die Inhaftierten und Unterdrückten bedeutete Musik geistiger Widerstand, Hilfe zur Selbstbehauptung, zum Durchhalten und Mutmachen. Ganz unmittelbar war sie manchmal auch Tauschmittel für Brot, um Leben zu retten. Angesichts des ständigen Todes bedeutete für die Gefangenen die Musik – wo sie noch zu haben war – letzte Freiheit, Erinnerung an Identität und Würde, Kraft der Sehnsucht, der Opposition und des Zusammenhalts trotz sprachlicher und kultureller Barrieren, in großer Form ganz besonders ausgeprägt im Künstler- und „Altersgetto“ Theresienstadt.


Bekannte und weniger bekannte Lieder aus den frühen Lagern im Emsland bis zu den Gettos und den Partisanen in Osteuropa erzählen von der Kraft des Humanen und der unbedingten Selbstbehauptung angesichts von Hass, Erniedrigung, Verfolgung und Mord.


Als Sprecherin und Sprecher traten Anne Weber und Michael Prelle auf. Die musikalische Darbietung kam von Ordon Glowacki, Edgar Herzog, Johannes Huth, Jakob Neubauer, Kateryna Ostrovska und Igor Zeller. 



Anlässlich der 20. szenischen Lesung hat die Bürgerschaft zudem einen Sammelband mit den Werken von Michael Batz herausgegeben. Das Buch „Hört damit auf! – 20 Dokumentarstücke zum Holocaust in Hamburg“ (Dölling und Galitz Verlag) ist ab sofort im Handel erhältlich. Es hat 768 Seiten und kostet 20 Euro. 

Der Sammelband steht auch als PDF zum Download zur Verfügung.