Eröffnungsrede anlässlich der 14. Deutschen Woche in St. Petersburg

Es gilt das gesprochene Wort!


Sehr geehrter Herr Gouverneur,

ich begrüße ganz herzlich meinen Kollegen, den Vorsitzenden der Gesetzgebenden Versammlung,

lieber Herr Makarov,

sehr geehrter Herr Bürgermeister,

sehr geehrte Frau Generalkonsulin,

 

meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

als ich meinen Besuch hier in St. Petersburg plante, war ich voller Vorfreude, denn diese Stadt, Hamburgs erste und älteste Partnerstadt ist mir in den vergangenen Jahren und bei meinen vergangenen Besuchen sehr ans Herz gewachsen.

Wenn ich als Vertreterin der Hamburgischen Bürgerschaft oder als Präsidentin der Ostsee-Parlamentarierkonferenz hierher reise, dann ist das wie ein Besuch bei alten Freunden.

 

Umso schlimmer, wenn dann dieses Jubiläum, diese fröhliche Feier überschattet wird von einem feigen Mordanschlag, wie St. Petersburg ihn am Montag erlebt hat.

Unschuldige Menschen, Männer, Frauen und Kinder in der U-Bahn zu ermorden, ist Terrorismus von der übelsten Art.

Das Mitgefühl und die Trauer der Hamburgerinnen und Hamburger sind bei Ihnen und bei den Familien und Freunden der Opfer.

 

Terrorismus hat es vermutlich immer gegeben. Und immer auch ist der Grat sehr schmal gewesen, auf dem dies beurteilt wurde. Was für die Einen Terrorismus ist, nennen andere Freiheitskampf. Der Eine nennt es skrupellose Gewalt jenseits von Recht und Moral, andere eine Art von Notwehr gegen als Unterdrücker empfundene übermächtige Institutionen.

 

Ich glaube, mit solchen Differenzierungen zwischen „guter“ und „böser“ Gewalt machen wir uns ein stückweit mitschuldig.

 

Wir sollten uns einig darin sein, dass wir Gewalt, bei der Unbeteiligte und Unschuldige zu Tode kommen oder verletzt werden, immer und überall ablehnen. Zeigen wir der Welt, dass wir uns von Terror nicht einschüchtern lassen. Das gilt übrigens auch für Gewalt, die von Staaten ausgeht, davon bin ich überzeugt.

 

Meine Damen und Herren,

 

St. Petersburg und Hamburg feiern in diesen Tagen den 60. Geburtstag ihrer Partnerschaft.

Dabei ist unsere Beziehung ja eigentlich viel, viel älter.

In einer spannenden Dokumentation, die Schülerinnen und Schüler aus Hamburg und St. Petersburg zusammengetragen haben, ist zu lesen, dass Norddeutsche, auch aus der Metropolregion Hamburg, schon im frühen 18. Jahrhundert nach St. Petersburg gingen und einen Beitrag zur Entwicklung der Stadt leisteten.

Diese Beziehung wurde dann mit Beginn des Ersten Weltkriegs unterbrochen und erst gut 40 Jahre später wieder aufgenommen.

1957, in den frostigsten Zeiten des Kalten Krieges, haben sich unsere Vorgängerinnen und Vorgänger die Hand gereicht und unsere neue Freundschaft besiegelt.

Ich weiß nicht, wie das hier bei Ihnen gesehen wurde; bei uns in Deutschland wurde dieses „Vorpreschen“, dieser zaghafte Kontakt zum „Feind“, überaus argwöhnisch beäugt.

 

Inzwischen ist daraus längst ein fester, regelmäßiger Kontakt geworden. Unsere beiden Städte tauschen sich aus und arbeiten zusammen.

Das gilt auch für die Partnerschaft unserer beiden Parlamente, der Gesetzgebenden Versammlung von St. Petersburg und der Hamburgischen Bürgerschaft, die 1992 mit einer gemeinsamen Erklärung besiegelt wurde.

In diesem Jahr feiert die Parlamentspartnerschaft ihr 25-jähriges Jubiläum.

Seither haben fast 30 gegenseitige offizielle Besuche von Delegationen stattgefunden.

Als langjährige Partnerin beteiligt sich die Hamburgische Bürgerschaft sehr gern an der Deutschen Woche. Wir setzen eigene Akzente mit drei Veranstaltungen, mit denen wir das zivilgesellschaftliche Engagement hervorheben und vernetzen wollen.


Zum einen laden wir gemeinsam mit dem Verein Perspektivy und der Behindertenhilfe Hamburg zu einer Diskussionsveranstaltung und einem Theaterstück ein. Dabei geht es um die Inklusion von erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung in die Gesellschaft. 


Zum anderen freue ich mich, dass wir mit dem NGO Development Center und dem St. Petersburger Women’s Club einerseits und dem Diakonischen Werk und dem Hamburger Verein „Made auf Veddel“ andererseits ein Sozialprojekt von Frauen für Frauen präsentieren können.

Petersburger und Hamburger Initiativen berichten über ihre Erfahrungen mit sozialen Unternehmen und diskutieren, wie soziale Problemlagen durch „social entrepreneurship“ verbessert werden können.


Dass wir darüber hinaus gemeinsam mit Vertretern der Gesetzgebenden Versammlung Journalisten zu einem Roundtable-Gespräch einladen, gehört selbstverständlich auch dazu.

Ich bin sehr gespannt auf die kommenden Tage mit neuen Begegnungen und interessanten Gesprächen.

 

Im Namen der Bürgerschaft möchte ich Ihnen, sehr geehrte Frau Generalkonsulin, ganz herzlich für die Organisation des Programms danken. Sie und die zahlreichen beteiligten Künstler, Verbände und Institutionen präsentieren Deutschland - und in diesem Jahr Hamburg als Gastland - auf vorzügliche Weise in seiner ganzen Vielfalt.

Ich wünsche Ihnen und allen Mitwirkenden viel  Erfolg für die Deutsche Woche.


Vielen Dank! 


Datum: 5. April 2017, 19.00 Uhr

Ort: Theater in der Musikkomödie, St. Petersburg