Grußwort der Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit, anlässlich der Eröffnung des Ankerland Trauma-Therapiezentrums

Es gilt das gesprochene Wort!


Sehr geehrter Herr Böhme,

sehr geehrter Herr Dr. Krüger,

meine sehr verehrten Damen und Herren!


Es freut mich sehr, Ihnen zur Neueröffnung des Ankerland Trauma- und Therapiezentrums die herzlichen Grüße der Hamburgischen Bürgerschaft zu überbringen.


Ankerland – was für ein gelungener Name für eine Einrichtung, die es aufs beste versteht, traumatisierten Kindern und Jugendlichen Halt zu geben. Sie Schritt für Schritt auf ihrem noch jungen Weg zum Erwachsensein zu begleiten – und dem Ziel, Ihnen damit ein wichtiges Stück an Lebensqualität zurückzugeben.


Dieser Anspruch ist umso größer einzuschätzen, meine Damen und Herren, wenn man bedenkt, wie viele Jungen und Mädchen von einer posttraumatischen Belastungsstörung betroffen sind. Studien gehen davon aus, dass rund vier Prozent aller Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren darunter leiden – in Hamburg sind also zwischen 5.000 und 10.000 Kinder betroffen.


Sie haben in ihrer Kindheit etwas sehr Schlimmes erlebt: sei es eine schwere Erkrankung, den Tod eines Elternteils oder etwa Mobbing in der Schule. Andere haben Gewalt und Missbrauch am eigenen Leib erfahren oder mitansehen müssen, Opfer von Krieg und Verfolgung sind darunter.


So unterschiedlich diese Erlebnisse auch gewesen sind, so sehr haben sie die Seelen all dieser Kinder und Jugendlichen verletzt. Es gibt Folgen, die äußerlich sichtbar sind: Viele sind unkonzentriert und verlieren schnell die Geduld. Viel schlimmer sind jedoch die Folgen, die nicht sichtbar sind: oft nicht schlafen zu können oder unter Albträumen zu leiden. Manche haben häufig Angst, ziehen sich zurück und können nur schwer eine Bindung zu anderen Menschen aufbauen.


Für alle Eltern ist es das allerwichtigste, dass die Kinder gesund und unbeschwert aufwachsen. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, wie hilflos und allein sich die Eltern von betroffenen Kindern fühlen müssen.


Meine Damen und Herren,

wir wissen, dass wir uns schon lange nicht darauf verlassen dürfen, dass die Zeit alle Wunden heilt. Je früher und intensiver die traumatisierten Kinder und Jugendlichen behandelt werden, umso größer sind die Aussichten auf Erfolg.


Das Ankerland Trauma- und Therapiezentrum bietet den jungen Patienten ein perfektes Umfeld. In einer kindgerechten Atmosphäre arbeiten Trauma-, Musik- und Kunsttherapeuten Hand in Hand, um die Störungen zu erkennen und an Lösungen dafür zu arbeiten.


Dieses Projekt zu stemmen, meine Damen und Herren, hat Zeit und ganz viel Engagement gebraucht, und auch Geld. Um das ehemalige Pastorat hier in der Löwenstraße 60 zu renovieren und einzurichten, hatte zum Beispiel unser Landesparlament – mit einstimmigem Beschluss – 190.000 Euro aus dem Sonderinvestitionsprogramm Hamburg 2010 zur Verfügung gestellt.


Die Jahreszahl deutet schon an, wie schwierig sich im Laufe der Jahre der Aufbau dieses Zentrums gestaltet hat. Verschiedene Stiftungen und viele kleine und große Spender hatten sich – glücklicherweise – ebenfalls an der Finanzierung beteiligt oder mit kräftiger Stimme sich für das Projekt stark gemacht.


An dieser Stelle möchte ich unter anderem sehr gerne Frau Antje Möller von der GRÜNEN Fraktion in der Bürgerschaft erwähnen und Herrn Harald Krüger, den Vorstand des Kreisverbandes Hamburg-Harburg des Deutschen Roten Kreuzes und ehemaligen Abgeordneten der CDU-Fraktion.


Damit haben sie gemeinsam unter Beweis gestellt, wie groß unser Gemeinwesen in Hamburg ausgeprägt ist. Dafür möchte ich allen sehr gerne danken.


Meine Damen und Herren,

schon jetzt leisten viele Hamburger Erstaufnahmen und Träger mit ihren psychotherapeutischen Angeboten – wie zum Beispiel Ankerland – einen hochengagierten Beitrag. Die Anforderungen an eine umfassende medizinisch-psychologische Betreuung sind aber gerade durch die Flüchtlingssituation gestiegen.


Krieg, Terror und Verfolgung haben ihre Spuren und viele Narben hinterlassen – auch bei den rund 1.000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in unserer Stadt.


Alle Träger und Initiativen, die in diesem Bereich bereits aktiv sind, sollen künftig durch eine zentrale Stelle besser unterstützt werden. Ihre Aufgabe wird sein, die Beratung und Behandlung von Folteropfern und traumatisierten Flüchtlingen besser zu vernetzen.


Nur ein Beispiel: Die Versorgung der Betroffenen kann natürlich nur dann erfolgreich sein, wenn sie von Dolmetschern begleitet wird. Die Vermittlung findet aber bislang nur unzureichend statt. Dies ist einer von vielen Aspekten, an dem das koordinierende Zentrum ansetzen wird. Alle Planungen werden dabei in enger Abstimmung mit den bereits erfolgreich arbeitenden Trägern in diesem Bereich erfolgen.


So hat es die Bürgerschaft im April mehrheitlich beschlossen und den Senat mit dem Aufbau eines solchen Zentrums beauftragt. Davon wird sicher auch das Ankerland Trauma- und Therapiezentrum profitieren.


Meine Damen und Herren, liebe Gäste,

im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft gratuliere ich Ihnen, lieber Herr Böhme, lieber Herr Dr. Krüger und allen Ankerland-Beteiligten sehr herzlich zur Neueröffnung.


Für die kommenden Jahre wünsche ich der Einrichtung viel Erfolg – und möglichst viele Spenden. Denn damit das Trauma- und Therapiezentrum erfolgreich arbeiten kann, ist es auf viele Hilfen angewiesen – auch auf Ihre, meine Damen und Herren. Vielen Dank!


Ort: Ankerland Trauma-Therapiezentrum, Löwenstraße 60, 20251 Hamburg