Grußwort der Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Barbara Duden, anlässlich des Empfangs zum chinesischen Neujahr der Hamburger China-Gesellschaft

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Generalkonsul!

Sehr geehrter Herr Chen!

Liebe Frau Zhang!

Meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Wenn wir aus einer Mischung von Respekt und Bewunderung über die Volksrepublik sprechen und versuchen, dieses so unendlich vielfältige Land zu charakterisieren, dann trifft es eine Formel wohl am besten: China ist ein Land, das aus dem Widerspruch zwischen Tradition und Moderne eine Tugend gemacht hat.

 

Natürlich wissen wir heute um die Kräfte der Volksrepublik als Wirtschaftsmacht, die mit Qualität und innovativen Ideen Märkte erobert – und ihre gefragten Produkte auch über unseren Hafen in die Welt verteilt. Genauso wissen wir um die Anstrengungen, die der Nationale Volkskongress unternimmt, um wachsende Metropolen wie unsere Partnerstadt Shanghai zu modernisieren.

 

Voller Stolz blickt die chinesische Gesellschaft gleichzeitig aber auch auf ihre jahrtausendealte Geschichte zurück. Dabei gilt es, eine Kultur zu bewahren, die sich aus einem Wechselspiel von Ideen, Denkweisen und idealen Lebens-Vorstellungen speist – und die zum Maßstab allen Handelns geworden ist.

 

Die Wertschätzung, die man für seine Mitmenschen empfindet, das allseits gepflegte Harmonieprinzip und die Stärkung der Gemeinschaft sind wesentliche Merkmale, nach denen Chinesinnen und Chinesen ihr Leben ausrichten. All diese Eigenschaften vereinen sich bei einem Ereignis ganz besonders, meine Damen und Herren: dem chinesischen Neujahrsfest, zu dem ich Ihnen die herzlichen Glückwünsche der Hamburgischen Bürgerschaft überbringen möchte.

 

Dass die prächtigen Feierlichkeiten nicht – wie bei uns üblich – zum 1. Januar, sondern in China erst später stattfinden, hat übrigens auch mit einer Tradition zu tun: Zwar gilt in der Volksrepublik längst der gregorianische Kalender, zum Ende eines Jahres beruft man sich jedoch gerne auf den chinesischen Mondkalender. Und der zeigte den Jahreswechsel diesmal für den 31. Januar an.

 

Beachtliche 15 Tage dauert diese Festveranstaltung an, die unsere chinesischen Freunde mit einem Feier- und Feuerwerk-Spektakel feiern – und bei der die Menschen ein Ziel verfolgen: Sie wollen ihrer Hoffnung auf ein friedliches und zufriedenes Leben Ausdruck verleihen.

 

Um das Glück anzulocken, lassen sie zum Beispiel ihre rot geschmückten Fenster und Türen offen. In der Nacht bleibt dafür das Licht brennen, damit die bösen Geister vertrieben werden. Oder es sind artistische Löwen- und Drachentänze, die eine Brücke in die Vergangenheit schlagen. Für mich ist es immer wieder aufs Neue beeindruckend, wie diese Bräuche von Generation zu Generation überliefert werden.

 

Im chinesischen Kulturkreis genießt das Neujahrs- bzw. Frühlingsfest den allerhöchsten Stellenwert, meine Damen und Herren. Kein Wunder, dass zu diesem Anlass die größte Völkerwanderung innerhalb Chinas einsetzt. Von ihren Arbeitsplätzen in den Wirtschaftszentren wie Peking oder Hongkong zieht es dann viele Menschen zurück in ihre Heimatprovinzen. Denn gefeiert wird zumeist im Kreise der Familie, was wiederum die Eisenbahn und Autobus-Gesellschaften freut: Allein in diesem Zeitraum werden in der Regel rund 1,5 Milliarden Einzelreisen gebucht. Zahlen, von denen die Deutsche Bahn oder unsere Bus-Unternehmen nur träumen können!

 

Wer vom Ausland aus nicht die Möglichkeit hat, in die Volksrepublik zu reisen, der feiert vor Ort und lässt diese Tradition in den verschiedensten Ländern und Städten unserer Welt aufleben – so auch bei vielen der rund 10.000 Chinesinnen und Chinesen, die in unserer Metropolregion Hamburg ihre zweite Heimat gefunden haben.

 

Gemeinsam werden sie 2014 voller Vorfreude auf das Jahr des Holz-Pferdes blicken, meine Damen und Herren. Nachdem zuvor mit der Schlange eher Skepsis und gewissenhafte Planung gefragt waren, begünstigt die Energie des Pferdes dafür eher Eigeninitiative und Selbstvertrauen.

 

Durch die Kombination mit dem Element Holz zeigen sich die Menschen besonders kreativ und voller Entschlusskraft – und lassen sich dabei von einer Erkenntnis tragen: alle Vorhaben lassen sich am besten durchsetzen, wenn sie im Geiste der Gemeinschaft auf vielen Schultern verteilt werden.

 

Worauf man in solchen Augenblicken ganz besonders blickt, sind Ereignisse, die einen in der Kindheit geprägt haben oder man aus Geschichten der Eltern und Großeltern her kennt. So wie der 2. Mai 1964, ein Jahr, in dem sich das Tierzeichen des Pferdes zum letzten Mal mit dem Holz-Element verknüpfte. An diesem Tag eroberte eine Gruppe von zehn chinesischen Bergsteigern den einzigen noch unbestiegenen Achttausender, den Shishapangma im Himalaya-Gebirge. Nur dank eines ausgeprägten Teamgeistes und dem Besinnen auf die eigenen Kräfte gelang es der Expedition, diese Hürde der Natur zu bezwingen.

 

Meine Damen und Herren!

 

Die beiden von mir eingangs erwähnten Seiten Chinas, die moderne und traditionelle, kennenzulernen und auch voneinander zu lernen, sind wesentliche Ziele, welche die Hamburger China-Gesellschaft seit ihrer Gründung im Jahre 1973 verfolgt.

 

Durch zahlreiche Vorträge, den „Shanghai-Club“ oder Workshops weckt sie das Interesse an China. Sie macht neugierig auf einen Kulturkreis, der uns heute bei weitem nicht mehr so fern liegt als noch vor wenigen Jahrzehnten. Dabei handelt die Gesellschaft nach den besten Grundsätzen, die wir stets im Umgang pflegen sollten: Nur wenn wir den Kontakt auf Augenhöhe suchen und vertrauensvoll einander begegnen, schaffen wir die beste Grundlage für eine ehrliche und dauerhafte Freundschaft.

 

Unter diesen Voraussetzungen hat sich für die Hamburgische Bürgerschaft eine intensive Beziehung zur Partnerstadt und vor allem zum Ständigen Ausschuss des Volkskongresses der Stadt Shanghai entwickelt. Und wir freuen uns schon jetzt darauf, im Frühjahr mit einer Delegation in die chinesische Hafenmetropole zu reisen, um unser Miteinander zu stärken.

 

Liebe Gäste!

 

Möge auch der heutige Abend unsere Freundschaft zur Volksrepublik China bereichern. Ich wünsche Ihnen zum Neujahr „Glückwunsch und neue Freude“ – und uns allen ganz im praktischen Sinne: Guten Appetit!


Zeitpunkt: 18:00 Uhr

Ort: Restaurant Ni Hao, Wandsbeker Zollstr. 25-29, 22041 Hamburg