Grußwort der Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Barbara Duden, anlässlich des Empfangs zum chinesischen Neujahr der Deutschen Hongkong Gesellschaft und des „Hong Kong Trade Development Council“

Es gilt das gesprochene Wort!



Sehr geehrter Herr Generalkonsul!
Verehrter Herr Matz!
Sehr geehrte Frau Buscher!
Sehr geehrter Herr Lee!
Liebe Gäste!
Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Als Ehrengast freue ich mich natürlich sehr, heute Abend im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft zu Ihnen sprechen zu dürfen, und ich bedanke mich für die freundliche Einladung. Gleichwohl: Wenn man als Rednerin in der Reihenfolge erst an vierter Stelle steht, steht man zugleich vor einem Dilemma.

Erstens möchte ich dem Publikum unnötig zumuten, zum wiederholten Male die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Volksrepublik und der Bundesrepublik zu thematisieren. Wie erfolgreich sich unsere Partnerschaft entwickelt hat und dass sie sich auf einem vertrauensvollen Weg in die Zukunft befindet, ist heute bereits deutlich geworden und bedarf daher, glaube ich, keiner weiteren Bestätigung.

Genauso möchte ich Sie davon verschonen, meine sehr verehrten Damen und Herren, und das bringt mich zu zweitens: Ihnen en Detail einen Vortrag über die Bedeutung von Hamburg als wichtigstem Handelspartner Chinas in Europa zu halten. Die Anzahl chinesischer Firmensitze an der Elbe, die genauen Bilanzen oder gar Containerumschläge mögen dies belegen. Aber ich glaube, dass sich unter unseren heutigen Gästen ganz ausgewiesene China- und Hongkong-Ökonomen befinden, denen solche Zahlen bestens vertraut sind – im Zweifel sogar besser als mir.

Dass so viele Vertreterinnen und Vertreter bedeutender Wirtschaftsunternehmen wie zum Beispiel China Shipping Agency und Institutionen wie der Handelskammer Hamburg der Einladung heute Abend gefolgt sind, spricht zum einen für das Renommee der Deutschen Hongkong Gesellschaft und des „Hong Kong Trade Development Council“ als Gastgeber. Es zeigt zum anderen aber auch, welchen Gewinn unsere Heimatstadt aus ihren Beziehungen mit China zieht – und die dafür sorgen, dass der Wirtschaftstanker trotz mancher Wellenbewegungen vom Vorjahr auf Kurs bleibt.

Für mich ist es an dieser Stelle aber ebenso wichtig, auf das große Glück hinzuweisen, dass unsere deutsch-chinesische Freundschaft nicht allein auf Umsätzen und Erträgen beruht. Sondern sie wird von einer Vielzahl von Vereinen, Verbänden und zahlreichen engagierten Menschen getragen, die auf wissenschaftlicher, kultureller oder sozialer Ebene die Kontakte auf beste Art und Weise pflegen. Einige von ihnen wie die Hamburger China-Gesellschaft, der Ostasiatische Verein oder das Asien-Afrika-Institut sind hier vertreten. Ihnen allen sei für den unermüdlichen Einsatz gedankt, den Sie tagtäglich leisten und so dafür sorgen, dass unsere befreundeten Nationen jedes Mal ein Stück enger zusammenrücken.


Das gibt mir nun aber die Möglichkeit, über den eigentlichen Anlass des heutigen Abends zu sprechen, meine sehr verehrten Damen und Herren: Voller Stolz und Freude feiern seit dem 10. Februar unsere chinesischen Freunde in der Volksrepublik und in der ganzen Welt das traditionelle Neujahrsfest. Beachtliche 15 Tage dauern die Feierlichkeiten an, bei denen die Menschen ihrer Hoffnung auf ein friedliches und glückliches Leben Ausdruck verleihen.


Dank der von Generation zu Generation überlieferten Bräuche lassen sie zum Beispiel ihre Fenster und Türen offen, um das Glück anzulocken, oder in der Nacht das Licht brennen, damit die bösen Geister vertrieben werden. Vom Schuh-Einkauf sollte man übrigens während der Festtage besser absehen, da das Wort „Schuhe“ dem hochchinesischen Wort für „schlecht“ oder „böse“ sehr ähnelt und daher Unglück brächte.

Jeder von uns hat sicherlich schon einmal das faszinierende Feier-Schauspiel im Fernsehen oder gar selbst mit erlebt. Auch die deutschen Nachrichtensendungen berichten gerne über die kunstvoll in Rot geschmückten Häuser, die artistischen Löwen- und Drachentänze oder das bunte Feuerwerk zum Höhepunkt. Für mich ist es immer wieder aufs Neue beeindruckend, wie sich an diesen Tagen das „Reich der Mitte“ in ein einziges Farbenmeer verwandelt – und zugleich Einblicke in eine jahrtausende alte Geschichte gewährt.

Im chinesichen Kulturkreis genießt das Neujahrs- bzw. Frühlingsfest den allerhöchsten Stellenwert. Gefeiert wird gemeinsam mit der Familie, weshalb zu diesem Anlass die größte Völkerwanderung innerhalb Chinas einsetzt. Von ihren Arbeitsplätzen in den Wirtschaftszentren wie Peking, Shanghai oder Hongkong zieht es dann viele Menschen zurück in ihre Heimatprovinzen. Rund 1,5 Milliarden Einzelreisen vor allem per Zug oder Autobus werden während der Festtage gezählt, wie Statistiker herausgefunden haben.

Wer vom Ausland aus nicht die Möglichkeit hat, in die Volksrepublik zu reisen, der feiert vor Ort und lässt diese Tradition in den verschiedensten Ländern und Städten unserer Welt aufleben – so auch bei vielen der rund 10.000 Chinesinnen und Chinesen, die in unserer Metropolregion Hamburg ihre zweite Heimat gefunden haben. Umso mehr fühle ich mich geehrt, Ihnen, verehrter Herr Generalkonsul, und allen weiteren Gästen im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft die besten Glückwünsche zum diesjährigen Neujahrsbeginn zu überbringen.


Meine Damen und Herren!

Das chinesische Neujahr steht ganz im Zeichen der Schlange. Menschen, die in so einem Jahr geboren werden, gelten als weise, kreativ und intelligent. Und in der Tat: sogar ein Blick in die Geschichte unserer Heimatstadt, fernab von China, bestätigt diese Lebensweisheit. Mit Felix Mendelssohn Bartholdy (Schlangen-Jahrgang 1809) und Johannes Brahms (1833) hat Hamburg der Musikgeschichte zwei der bedeutendesten Komponisten geschenkt.

In einem anderen Jahr der Schlange, nämlich 1869, wurde der spätere Architekt Fritz Schumacher geboren. Als Oberbaudirektor gestaltete er unseren Stadtpark und das Museum für Hamburgische Geschichte, um nur zwei seiner kreativen Beispiele zu nennen, von denen viele bis heute unser Stadtbild prägen.

Doch zurück nach China. Mit Xi Jinping, dem neuen Generalsekretär und designierten Staatspräsidenten der Volksrepublik, steht ein Mann an der politischen Spitze, der 1953 und damit ebenfalls im Zeichen der Schlange auf die Welt kam. Die Herausforderungen, die es 2013 im „Reich der Mitte“ zu meistern gilt, sind vielfältiger Natur. Sie umfassen Themen wie Wohnungsbau und Bankschulden, drehen sich aber auch um den demografischen Wandel oder die Beziehungen zu den Nachbarstaaten.

Vielleicht reagieren deshalb viele Chinesinnen und Chinesen mit eher durchwachsenen Gefühlen auf das neue Jahr der Schlange, zumal es 2013 mit dem Element des Wassers kombiniert ist. Dadurch gilt das Tier auch als undurchsichtig und unberechenbar, als ein Wesen, das nach Außen etwas anderes zeigt, als sich im Inneren verbirgt.

Umso stärker tritt bei vielen Menschen die Sorge in den Vordergrund, dass das neue Jahr mit großen Veränderungen und möglichen Konflikten einhergeht. „Quo vadis China?“, lautet daher die meistgestellte Frage.

Am heutigen Abend werden wir sicherlich keine weitreichenden Antworten finden, meine sehr verehrten Damen und Herren. Es ist jedoch wichtig, über all diese Aspekte vertrauensvoll zu sprechen ­– so wie es unter Freunden gute Tradition ist. Möge also der Neujahrsempfang dazu beitragen, unser Zusammensein weiter zu stärken und insbesondere die vielfältigen Beziehungen zwischen Hamburg und der Volksrepublik vertiefen.

Liebe Gäste!

Eine chinesische Weisheit besagt, dass ein Jahr im Haus der Schlange ein gutes Omen sei, weil es bedeutet, dass die Familie nicht verhungen wird. Wenn ich mir das opulente Galamenü ansehe, dass uns heute Abend serviert wird, meine sehr verehrten Damen und Herren, dann steht diesem Omen, glaube ich, nichts im Wege. So bleibt mir nur noch eines übrig: Ihnen allen einen guten Appetit zu wünschen.

Im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft nochmals „Glückwunsch und neue Freude“ zum chinesischen Neujahr. Vielen Dank!


Zeitpunkt: 18:00 Uhr


Ort: Restaurant Ni Hao, Wandsbeker Zollstr. 25-29, 22041 Hamburg