Laudatio der Ersten Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Mareike Engels für die Preisträger:innen des Paula-Mielke-Preises 2023

Es gilt das gesprochene Wort!


Liebe Sandra Goldschmidt,

liebe Nominierte,

sehr geehrte Jury,

Meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Es freut mich sehr, dass ich heute zu Ihnen sprechen darf, denn es geht darum, die Arbeit und das Engagement von drei Gruppen zu ehren, die sich täglich für unsere vielfältige und demokratische Gesellschaft einsetzen und auf diesem Weg das Miteinander in unserer Stadt fördern.

 

Lieber Arbeitskreis Antirassismus der Gewerkschaft ver.di, Sie haben den Paula-Mielke-Preis ins Leben gerufen.

 

Mit der Auszeichnung werden seit 2016 herausragende Initiativen für Vielfalt und Zivilcourage ausgezeichnet und zudem wird der NS-Widerstandskämpferin Paula Mielke gedacht. Und damit auch an die Rolle und Bedeutung von Frauen im NS-Widerstand.

 

Dafür möchte ich Ihnen herzlich im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft danken.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

Paula Mielke war ein Vorbild in vielerlei Hinsicht:

  • sie engagierte sich für Gerechtigkeit,
  • sie kämpfte für ihre politischen Überzeugungen,
  • sie stellte sich mutig dem NS-Regime entgegen,
  • sie blieb standhaft obwohl sie inhaftiert und verfolgt wurde
  • und sie zeigte im Gefängnis eine aufrechte Haltung und wurde zum Vorbild für ihre Genoss:innen.

 

Mielke riskierte ihre Familie, ihre Gesundheit und schließlich wohl auch ihr Leben für den Kampf gegen den Faschismus.

 

Paula Mielke nutzte wirklich jede Minute ihres Lebens. Sie engagiert sich während des Krieges und auch unmittelbar danach in einer Zeit der Not und des Aufbruchs weit über ihre Kräfte hinaus – die gesundheitlichen Folgen von Gefängnis- und KZ-Aufenthalten und die Anstrengungen ihrer illegalisierten Arbeit führen zu ihrem frühen Tod mit 36 Jahren im Jahre 1946.

 

Am 27.Januar jeden Jahres gedenken wir der Opfer des Nationalsozialismus, wir gedenken all der Menschen, die von den Nazis verfolgt, getötet und gefoltert wurden. Wir erinnern an die Gräueltaten des NS-Terrorregimes, damit rechtes Gedankengut sich nie wieder in unserer Gesellschaft ausbreitet.

 

Meine Damen und Herren,
die Erinnerungsarbeit hilft, die Verbrechen aufzudecken und die Vergangenheit unseres Landes zu erforschen.


Das ist auch unserem Landesparlament, der Hamburgischen Bürgerschaft ein Anliegen, denn kein Opfer darf vergessen werden und wir wollen klar betonen: Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und jegliche andere Formen von Diskriminierung dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben – und damit auch nicht am Arbeitsplatz.


Ein Beitrag dazu ist zum Beispiel die jährlich wechselnde Ausstellung, die die Hamburgische Bürgerschaft in Zusammenarbeit mit der „Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen“ in der Diele des Hamburger Rathauses präsentiert –

Sie alle sind herzlich eingeladen, sich die aktuelle Ausstellung in den kommenden Tagen im Rathaus anzusehen, die sich mit den Deportationen nach Lettland beschäftigt.


Denn, wir müssen die Vergangenheit verstehen, um die nötigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Für eine Zukunft in der nie wieder Menschen aufgrund ihrer Herkunft verfolgt werden. Für eine Zukunft, in der Vielfalt geschätzt wird. Für eine Zukunft in der gleiche Rechte für alle gelten.


Für diese Zukunft zu kämpfen, heißt

  • sich für Gerechtigkeit und Selbstbestimmung zu engagieren,
  • für die eigenen politischen Überzeugungen zu kämpfen,
  • sich Rassismus und Ausgrenzung entschlossen entgegen zu stellen,
  • standhaft zu bleiben, auch gegen Widerstände,
  • aufrechte Haltung zu zeigen und andere zum Mitmachen einzuladen.

Der Paula-Mielke-Preis setzt hier an, denn er zeichnet Personen aus, die im Geiste von Akzeptanz und Gleichberechtigung für Antirassismus und Antifaschismus in Betrieben eintreten sowie Personen, die als Gewerkschafter:innen aktiv für Toleranz, Chancengleichheit und ein solidarisches Miteinander eintreten – so wie Paula Mielke sich im letzten Jahrhundert für ihre Überzeugungen und eine bessere Zukunft einsetzte.

 

Bevor Sie erfahren, welche unter ihnen den diesjährigen Paula-Mielke-Preis erhält, erlaube ich mir, Ihnen kurz etwas zu den drei nominierten Gruppen zu sagen, die Ihnen ja bereits vorgestellt wurden:

 

1) Liebes Ausbilder:innenteam von Gasnetz Hamburg, Sie haben mit ihrer Unterstützung für Jugendliche, die sonst aus dem Raster fallen, einen wertvollen Beitrag zur Chancengleichheit geleistet und gehen als öffentliches Unternehmen mit gutem Beispiel voran, vielen Dank für Ihren vorbildlichen Einsatz!

 

 

2) Liebe Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung der Deutschen Post, Ihr Einsatz für einen diskriminierungsfreien Umgang ist eindrucksvoll, mit ihrem Engagement zeigen Sie auch, dass die Unternehmenskultur nicht nur von Führungskräften und Leitungen bestimmt wird, sondern der stärkste Beitrag aus der Mitte der Belegschaft kommen kann. Dafür möchte ich Ihnen meinen Respekt aussprechen.

 

3) Liebe Tarifkommission der GDV Dienstleistungs-GmbH, als Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft versuchen meine Kolleg:innen und ich die Gesetze und die Verfassung an die aktuelle Zeit und die Bedürfnisse der Bürger:innen anzupassen, das ist nicht immer leicht und es erfordert gutes Verhandlungsgeschick, Mut und Kreativität. Es freut mich sehr, dass Sie mit Ihrem neuen Haustarifvertrag dazu beitragen, dass sich auch die Arbeitsverträge der Lebensrealität der Arbeitnehmer:innen anpassen und hoffe, dass andere Firmen ihrem Beispiel folgen werden.

 


Liebes Publikum,

alle drei Nominierungen zeigen, dass es in Hamburg exzellente Ideen für Zivilcourage und wichtige Vorbilder für Vielfalt im Betrieb gibt.

 

Bevor ich die Gewinner:innen bekannt gebe, möchte ich noch einige Worte an alle Gruppen und Personen richten, die für den Preis vorgeschlagen wurden:

 

Es ist der Jury in diesem Jahr wirklich nicht leichtgefallen, die Besten auszuwählen. Die zahlreichen vorgeschlagenen Gruppen und Einzelpersonen für die diesjährige Auszeichnung haben sich alle für Vielfalt und Akzeptanz im Betrieb stark gemacht.

 

Von jung bis alt, von Auszubildenden bis zur Leitungsebene wurden wirklich ganz vielfältige Personen und Gruppen nominiert. Das zeigt, Engagement ist in allen Positionen, in verschiedenen Konstellationen und in jedem Alter möglich.

 

Deshalb ist es mein Anliegen, allen Bewerber:innen um den Paula-Mielke-Preis meinen herzlichen Dank und meinen Respekt auszusprechen.

 

Sie alle tun viel für ein besseres Zusammenleben in Hamburg!

 

Ihre Betriebe können stolz darauf sein, dass Sie alle sich für ein gutes Arbeitsumfeld und gegen Diskriminierung einsetzen. Daher freue ich mich im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft, allen, die sich beworben haben, die besten Grüße unseres Landesparlaments zu überbringen und Ihnen nun die Preisträger:innen anzukündigen.

 

„Wir allein können die Welt und die Gesellschaft nicht verändern, aber wir können mehr zu ihrer Veränderung beitragen.“

 

Dies ist das Motto der Preisträger:innen, die in einem Betrieb arbeiten, der traditionell, viele Menschen aus verschiedenen Nationen in unterschiedlichen Positionen beschäftigt.

 

Die Preisträger:innen organisierten regelmäßig bundesweite und örtliche Seminare, Workshops und Aktionen für Vielfalt, Antidiskriminierung und Antirassismus.

Sie sehen sich verpflichtet, auf diese Themen aufmerksam zu machen.

 

Die langjährige Fortführung der Aktivitäten zeigt, dass auch das Umfeld der Preisträger:innen das beeindruckende Engagement fördert. Dank der Unterstützung des Personalvorstands, dem Beistand einer eigenen Abteilung für Diversity und die Hilfe durch die Interessensvertretung und des Vorstands, konnten die Preisträger:innen, sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus einsetzen.

 

Daher kann wirklich der gesamte Betrieb stolz auf die heutige Auszeichnung mit dem Paula-Mielke-Preis sein.

 

Sehr verehrtes Publikum, ich will Sie nicht länger hinhalten und Ihnen die Entscheidung der Jury mitteilen:

 

Die Gewinner:innen des Paula-Mielke-Preis 2023 organisierten für den Aktionstag Menschenrechte Seminare und Workshops, sie sensibilisierten ihre Kolleg:innen, insbesondere die Auszubildenden und Studierenden im Unternehmen und sie kommen aus der Gesamt- Jugend- und Auszubildendenvertretung der Deutschen Post AG.

 

Herzlichen Glückwunsch!


Datum: Donnerstag, 19. Januar 2023, 18.00 Uhr
Ort: 
Musiksaal des Gewerkschaftshauses ver.di