Grußwort der Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit anlässlich der Indienststellung des Patenschiffs „Atair“

Es gilt das gesprochene Wort!



Sehr geehrter Herr Bundesminister,

sehr geehrter Bürgermeister,

sehr geehrte Frau Präsidentin, [Dr. Karin Kammann-Klippstein]

liebe Besatzung der ATAIR,

 

ich freue mich sehr, heute – im Rahmen der Indienststellung der ATAIR – gemeinsam mit dem Ersten Bürgermeister für die Freie und Hansestadt Hamburg die Patenschaft der ATAIR zu übernehmen.


Wenn Staaten und Städte in früheren Zeiten Schiffspatenschaften übernahmen, schrillten bei den jeweiligen Nachbarn oft Alarmglocken.


Verbunden mit Patenschaften waren damals meist sogenannte Kaperbriefe, die die Kapitäne bevollmächtigten, auf See fremde Schiffe aufzubringen und zu plündern.


Wir kennen das aus dem „Fluch der Karibik“, und in unseren Gewässern verkehrte einst ein gewisser Herr Störtebeker, der gleich mehrere solcher zweifelhafter Patenschaften innehatte.


In diesem Fall dürfen Dänen, Holländer und Friesen, Anlieger der Nord- und Ostsee ohne Furcht sein.


Unsere Patenschaft wird – wie schon bei den Vorgängerinnen der neuen Atair – rein friedlicher Natur sein, und wir fühlen uns sehr geehrt, diese verantwortungsvolle Aufgabe wahrnehmen zu dürfen.


Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hat sich die Wahl unserer Hansestadt als Patin für ihr neuestes und größtes Schiff sicher sehr gut überlegt.


Nun ist Hamburg mit seinem maritimen Charme, seiner einmaligen Wasserlage und seinem weltbekannten Hafen natürlich immer eine gute Wahl.


Aber die Atair und Hamburg verbindet in Wahrheit viel mehr, vor allem die gemeinsame Sorge um die Umwelt und speziell die Meere.


Neben geologischen und ozeanographischen Messungen gehört zum Beispiel die Meeres-Umweltüberwachung zum Programm des Schiffes.


Da passt es ins Bild, wie die neue Atair motorisiert ist: Flüssigerdgas ist die Haupt-Antriebsquelle
[das bedeutet 20 Prozent weniger CO2, 80 Prozent weniger Stickoxide, 90 Prozent weniger Schwefeldioxid als beim herkömmlichen Diesel-Antrieb].


Und eine spezielle Motorlagerung sorgt dafür, dass die ATAIR besonders leise fährt und Hering, Dorsch und Kabeljau möglichst wenig stört.
Das Schiff erfüllt sogar die Anforderungen für das Umweltzeichen „Blauer Engel“.


Meine Damen und Herren, wir wären überglücklich, wenn unsere vielen Kreuzfahrt-Besucher mit einer ähnlichen Bilanz hier ankämen!

 

Die neue Atair ist kein legitimes Kind unserer Stadt, soviel Ehrlichkeit muss sein. Sie wurde nicht drüben bei Blohm + Voss gebaut, sondern an der unteren Weser.


Zum Glück, muss ich mal als Hamburgerin sagen, wenigstens auf der richtigen Flussseite!


Kein legitimes Kind – aber umso mehr möchte unsere Hansestadt ihrer Patenschaft für die ATAIR natürlich gerecht werden.


In Ratgebern findet man dafür wertvolle Hinweise; hier die Kurzfassung:


Erstens: Die Patin erweitert die Familie und soll eine zusätzliche Ansprechpartnerin und Vertraute für das Patenkind sein. Sie begleitet es auf dem weiteren Lebensweg.


Das kann ich nur unterschreiben. Wir sind sehr glücklich, die ATAIR ab heute zumindest gedanklich stets zu begleiten.


Sie wird viele Forschungsabenteuer auf Nord- und Ostsee erleben und sicher mit wichtigen Erkenntnissen zurückkehren, die auch den Wissenschaftsstandort Hamburg stärken werden.


Und ihr fachmännischer Blick unter die Wasseroberfläche ist unerlässlich für die Sicherheit der Seefahrt auf der Elbe und in der Deutschen Bucht.


Zweitens: Regelmäßiger Kontakt zwischen Patin und Patenkind ist wichtig. Insbesondere gemeinsame Unternehmungen werden empfohlen.


Das kriegen wir hin. Vielleicht bietet sich ja ein Besuch bei einem der nächsten Hafengeburtstage an?

 

Drittens: Die Patin sollte auch im Notfall immer da sein und dem Patenkind unterstützend zur Seite stehen.


Die ATAIR wird hoffentlich nie in Not geraten, aber doch Stürmen und rauer See trotzen müssen. Bei uns in Hamburg kann sie sich immer eines sicheren Heimathafens gewiss sein.


Last but not least Tipp 4: Regelmäßige Geschenke sind einem guten Verhältnis sehr förderlich. Nun ja, das wird sich finden.


Der allerwichtigste Tipp für Patinnen soll aber sein, dass sie immer mit vollem Herzen dabei sind:
Dessen kann sich die ATAIR gewiss sein! Denn wir sind schon jetzt stolz auf unsere ATAIR.


ATAIR, der Namensgeber des Schiffs, ist ein Stern im Sternbild des Adlers. Etwas uncharmant wird er als „kleiner Stern“ bezeichnet, obwohl er immerhin mehrfach größer und viel heller ist als unsere Sonne.


Irgendwie hanseatisch bescheiden und auf jeden Fall sehr sympathisch. Insgesamt passt das alles gut zusammen, und ich glaube, es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.


So bleibt mir nur noch zu sagen: Ich wünsche unserer ATAIR, dem Kapitän und seiner Stammbesatzung sowie den wechselnden Wissenschaftlerteams allzeit gute Fahrt und immer mindestens eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

 

Vielen Dank.


Datum: Dienstag, 27. April 2021, 15.00 Uhr
Ort: St. Pauli-Landungsbrücken