Grußwort der Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit zur Ausgabe der Sonderbriefmarke zu Ehren von Loki Schmidt anlässlich ihres 100. Geburtstages

Ausgabe der Sonderbriefmarke zu Ehren von Loki Schmidt anlässlich ihres 100. Geburtstages

 

Es gilt das gesprochene Wort!


Sehr geehrte Frau Hagedorn,
sehr geehrter Herr Prof. Czech,
lieber Herr Herms,
sehr geehrte Damen und Herren,


passt das Leben der verstorbenen Hamburger Ehrenbürgerin und Professorin Hannelore „Loki“ Schmidt auf eine Briefmarke? Natürlich!


Diese Ehrung erhalten schließlich nur Persönlichkeiten, deren Leben bedeutsame und positive Spuren hinterlassen hat. Also ist diese Sondermarke das Symbol für das eindrucksvolle und nachhaltige Wirken von „unserer“ Loki, die am 3. März ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte.


Wir sehen eine strahlend lächelnde Frau, die vor Lebenslust geradezu sprüht. Mit ihrer Energie, der Haltung, sich Menschen zuzuwenden und mit ihnen gemeinsam die Natur zu entdecken, ihr Wissen weiterzutragen und dabei doch bescheiden zu bleiben – das ist Loki.


Sie hatte seit ihrer Kindheit die unscheinbaren Blüten und Pflanzen im Blick, sie hat erst sich selbst und dann andere gelehrt, mit offenen Augen durch die Landschaft zu gehen. 


Wie unseren Ehrenbürger Siegfried Lenz, der feststellte: „Loki ist an allem schuld.“ Weil Loki auch ihm, Siegfried Lenz, die Augen für die Natur geöffnet habe. 


Ihre wissenschaftliche Neugier, ihre Liebe zur Natur und ihr unermüdlicher Einsatz für den Erhalt unserer Lebensgrundlage, nämlich der Vielfalt in Heide, Mooren, Wäldern, aber auch in Gärten und Parks: Das zeichnete ihr Leben aus.


So wurde sie zum Gewissen für den Pflanzen- und Naturschutz – in Hamburg und weit über die Landesgrenze hinweg.


Die „Blume des Jahres“ heißt ihre Rettungsaktion, die sie 30 Jahre lang prägte, und die bis heute wirkt, aktuell mit der „Besenheide“ als Blume des Jahres 2019. 


Jahr für Jahr hat uns Loki auf eine gefährdete Pflanze aufmerksam gemacht, die viele von uns bisher gar nicht kannten, deren Rolle in der Natur aber wichtig ist.  


Ihre Blume des Jahres wirkte dabei immer eher als Erinnerung, denn als Mahnung. Loki schärfte unseren Blick auf die gefährdete Umwelt ohne erhobenen Zeigefinger. Wie es eine didaktisch gut geschulte Lehrerin eben tut.


Verehrte Gäste,
Loki Schmidt war eine Natur-Pionierin. Aus dieser Haltung gründete sie in den 1970er-Jahren ihre Stiftung, die sich für den Naturschutz in Hamburg und für den Erhalt gefährdeter Pflanzen stark gemacht hat.


Dabei hat sich Loki Schmidt besonders um den Botanischen Garten in Hamburg verdient gemacht. 


Er ist das Refugium für Pflanzen, die hier entweder nicht mehr wild wachsen oder deren Heimat in anderen Ländern ist. 


Seit drei Wochen erinnert am Gartenportal eine Gedenktafel an die überragende Leistung von Loki Schmidt. Ich kann Sie nur herzlich einladen, einen der schönsten Orte in unserer Heimatstadt zu besuchen, der im wahrsten Sinne des Wortes naturverbunden ist. 


Liebe Gäste,
Lokis Spuren finden sich in unserer Stadt; sie ist eben Teil unserer Geschichte. Deshalb ist das Museum für Hamburgische Geschichte auch genau der richtige Ort für ein Sonderpostamt zu Ehren Loki Schmidts.


Ich denke, es hätte ihr gefallen, dass mit einer Briefmarke an ihr Leben und Wirken erinnert wird. 


Loki war nämlich selbst eine leidenschaftliche Briefeschreiberin. Es war sozusagen ihre Arbeit am Vormittag: Sie verfasste und las Briefe. So hat sie Freundschaften und Verbindungen über Jahrzehnte hinweg gepflegt. Unter anderem auch zu ehemaligen Schülerinnen und Schülern.


Lokis Anteilnahme am Schicksal und Wohlergehen ihrer „Ehemaligen“ über einen so langen Zeitraum hinweg, gehört übrigens auch zu ihrem erdigen und liebenswerten Charakter. 


Verehrte Gäste,
dass es sich nun um eine Briefmarke für eine Postkarte handelt, ist vielleicht ganz praktisch (hätte Loki womöglich gesagt), denn die kann man doch auch in Zeiten von Mail und WhatsApp doch auch an und an noch füllen, fühlen Sie sich dazu herzlich aufgefordert.
 
Meine Damen und Herren, 
Inhaberin der Ehrendoktorwürde, der Ehrenprofessur, Ehrensenatorin der Universität Hamburg schließlich die Verleihung der Ehrenbürgerwürde durch die Bürgerschaft an Loki Schmidt im Jahre 2009 – all dies  macht deutlich: Loki Schmidt war – natürlich – viel mehr als die Frau an der Seite unseres damaligen Bundeskanzlers. 


Als Ehefrau des dominanten Welt-Politikers Helmut Schmidt trat sie im Bonner Kanzlerbungalow und in ihrem Langenhorner Haus selbstbewusst auf. Ein Stil, der die Rolle einer Kanzlergattin neu definierte.


„Ich habe mich protokollgerecht verhalten, aber mit Knicksen konnte ich nicht dienen", sagte sie später. Das war nicht ihr Ding. 


Loki Schmidt beeindruckte eben nicht nur durch Wissen und Menschlichkeit, sondern auch durch ihren trockenen Humor: All dies hat ihr zu Recht so viel Sympathie eingebracht.


Deshalb gehört an diese Stelle ein Lob: All diese Eigenschaften von Loki Schmidt vereinen sich nämlich, wie ich finde, auf dem Briefmarkenfoto für unsere Ehrenbürgerin, auf die wir in Hamburg so stolz sind! 


Vielen Dank.

  

Datum: Montag, 25. März 2019, 10.00 Uhr
Ort: Museum für Hamburgische Geschichte