Grußwort der Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit zum chinesischen Neujahr und 40-jährigen Jahrestag der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik

Empfang zum chinesischen Neujahr und 40-jährigen Jahrestag der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik

 

Es gilt das gesprochene Wort!


Sehr geehrter Herr Generalkonsul,
ich begrüße die Mitglieder des Konsularkorps
und des Senats,
verehrte Gäste!


Im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft heiße ich Sie, lieber Herr Du, als neuer chinesischer Generalkonsul in unserer Stadt herzlich willkommen.


Ich bin sicher, wir werden die ohnehin enge Freundschaft ausbauen, die China und Hamburg verbindet. Bereits an Ihrem ersten Arbeitstag vor rund zwei Wochen haben Sie mich besucht. Wir hatten ein gutes Gespräch miteinander, und Sie werden auch künftig in unserem Rathaus willkommen sein! 


Meine Damen und Herren, 
die Geschichte der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Hamburg und China ist wirklich noch jung. 
Vor 35 Jahren hat die Volksrepublik hier bei uns ihr erstes Generalkonsulat gegründet, das war die erste diplomatische Vertretung Chinas in einem Bundesland. Nur zwei Jahre später, 1986, haben wir dann die Städtepartnerschaft zwischen Shanghai und Hamburg begründet. Seither pflegen wir einen Austausch, der sich auf allen Ebenen abspielt: wirtschaftlich, politisch, sozial und kulturell. Daran sieht man: Es gibt eine ganze Reihe gemeinsamer Interessen. 


Wir sind nicht ständig einer Meinung, aber wir reden miteinander und tauschen uns freundschaftlich aus. 

Daran sieht man, wie vorbildhaft eine Freundschaft funktioniert, wenn sie mit Herz und Verstand, aber auch dem nötigen Engagement geführt wird.  


Meine sehr verehrten Damen und Herren,
die Rolle der Volksrepublik China im Weltgeschehen hat sich seit der wirtschaftlichen Öffnung vor 40 Jahren immens gewandelt. 


Die Erwartungen, die 1978 unter dem damaligen Staatsführer Deng Xiaoping formuliert worden waren und unter dem Eindruck der traumatischen Jahre der Kulturrevolution standen, haben sich mehr als erfüllt: Heute ist das Land die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, der größte Warenproduzent und zugleich für Investoren der zweitgrößte Markt. 


„Made in China“ wird dabei immer mehr zu einem Gütesiegel für Qualitätsprodukte. Aus vielen Bereichen unseres Lebens sind chinesische Produkte nicht mehr weg zu denken. 


Dass die Volksrepublik jetzt auch am Mond angekommen ist, meine Damen und Herren, ist Beweis genug für eine technische Meisterleistung, für die es zu Recht weltweite Anerkennung gibt. Ich bin deshalb schon ganz gespannt auf die heutige Ausstellung, in der wir die rasante Entwicklung Chinas noch einmal nachvollziehen können!


„Öffnung bringt Fortschritt“, so hat es der chinesische Präsident Xi Jinping bei den offiziellen Feierlichkeiten zum 40-jährigen Jubiläum der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik Ende des vergangenen Jahres in Peking gesagt. „Auf dem Weg nach vorne müssen wir“, so sprach er weiter, „Frieden, Entwicklung und Kooperation hochhalten. […] Wir müssen daran arbeiten, neue internationale Beziehungen aufzubauen, die Respekt und Zusammenarbeit befördern, von der alle profitieren."


Das klingt gut, und hierzu passt: 
Vor wenigen Tagen haben der Vize-Premier Chinas Liu He und Bundesfinanzminister Olaf Scholz vereinbart, den gegenseitigen Marktzugang für Banken und Versicherungen zu erleichtern. China und Deutschland sind sich darin einig, die bisherige Zusammenarbeit im Finanzsektor zu vertiefen. Beide Länder wollen Vorbild sein für eine gewinnbringende Kooperation, lautet die Botschaft. 


Dass es auf diesem Weg zum Fortschritt auch aktuelle Krisen und Herausforderungen zu meistern gilt, ist bekannt und selbstverständlich auch Thema im Rathaus. Ob Handelskonflikt zwischen den USA und China, die Folgen eines Brexit oder z.B. der immensen Verschuldung Italiens für Europa, Zinspolitiken und die Weltwirtschaft: für jedes dieser Themen gibt es keine einfachen Lösungen. Höchstwahrscheinlich werden wir aber solche globalen Probleme nur gemeinsam bearbeiten können. Zusammenarbeit statt Protektionismus ist die Devise. 


Und es gilt, was ein altes chinesisches Sprichwort so treffend beschreibt: „Wenn der Wind der Erneuerung weht, dann bauen die einen Menschen Mauern und die anderen Windmühlen.“ 


Herr Generalkonsul, meine Damen und Herren: Mit Mauern jüngerer Zeit hat unser Land schlechte Erfahrungen gemacht. Lassen Sie uns gemeinsam Windmühlen bauen!


Wir als Hafenstadt sind stolz darauf, dass Hamburg ein ferner, aber fester Bestandteil dieser Beziehungen ist, meine Damen und Herren. Gestützt wird dieser Erfolg durch unsere fest verankerte Städtepartnerschaft mit Shanghai. 


Lieber Herr Du,
Sie sind in einer besonders spannenden Zeit chinesischer Generalkonsul in Hamburg. Denn die Volksrepublik schreibt mit der Wiederbelebung der alten Seidenstraße ein neues Kapitel einer uralten Handelsverbindung. Mit einer für viele unerwarteten Dynamik treibt ihr Land den Ausbau einer modernen Infrastruktur entlang der alten Handelsroute voran. 


Nicht auf allen Karten, die davon zu sehen sind, ist der Verlauf der Gleiche, deshalb erlauben Sie mir, auch an dieser Stelle vorsichtshalber noch einmal zu versichern: Hamburg möchte nach wie vor Teil der neuen Seidenstraße sein!


Schließlich ist schon heute die Hansestadt Europas größte Logistikdrehscheibe im Handel mit China. Das wird übrigens umso mehr gelten, je häufiger die Nordpassage passierbar wird, denn damit wäre im Vergleich zum Seeweg eine weitere schnelle Route vorhanden. 
Jedenfalls wünscht und erhofft sich die Stadt Hamburg eine weiterhin fruchtbare und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ihnen.


Meine Damen und Herren, 
auch das moderne China pflegt sehr, sehr alte Traditionen. So wird immer noch der alte Lunisolarkalender verwendet, nachdem das chinesische neue Jahr am ersten Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar beginnt. 
Am 5. Februar beginnt also das Jahr des Schweines, genauer: des Erd-Schweines. 
Wir hier in Deutschland konnotieren ja sehr unterschiedliche Bedeutungen zum Schwein:
Mal ist es „saukalt“, etwas ist „saublöd“, oder man ist „saufrech“; ergänzen Sie gern im Geiste.
Aber bei uns gibt es auch das andere Schwein: Ein „Glücksschwein“ etwa, man kann „Schwein haben“ oder sich „sauwohl“ fühlen. Also ein etwas verwirrendes Verhältnis zu diesem Tier. 


In China hingegen ist das klarer geregelt: Das für das kommende Jahr namensgebende Schwein wird nur mit positiven Eigenschaften verbunden. Es steht für Glück und Reichtum, für die Großzügigkeit gegenüber Freunden wie auch Fremden, und es steht in besonderem Maße für die Pflege von Freundschaften. 


Verehrter Generalkonsul, lieber Herr Du,
daran möchte ich anknüpfen: In der Familie und unter Freunden gibt es Vertrauen. Diese Grundlage bestimmt auch das Verhältnis zwischen Hamburg und China und insbesondere zwischen Hamburg und Shanghai.


Den Beweis dafür sehen wir heute übrigens hier, meine Damen und Herren. Nämlich, dass so viele von uns aus den unterschiedlichsten Bereichen der Einladung des chinesischen Generalkonsulats gefolgt sind. 


Im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft wünsche ich uns allen ein gutes neues Jahr, viel Vergnügen und gute, vertrauensvolle Gespräche beim heutigen Empfang.


Herzlichen Dank!

  

Datum: Dienstag, 29. Januar 2019, 19.00 Uhr
Ort: Hotel Grand Elysee