Bornplatzsynagoge – Machbarkeitsstudie vergeben und Stiftung zum Wiederaufbau gegründet

Neugegründete Stiftung zum Wiederaufbau nimmt ihre Arbeit auf


Die Jüdische Gemeinde Hamburg hat zusammen mit der „Initiative Wiederaufbau Bornplatzsynagoge“ ein juristisch geprüftes Stiftungsmodell erarbeitet, das heute der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und das bereits von der Hamburger Stiftungsaufsicht anerkannt ist. Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit wird dem Stiftungsrat angehören. Zudem ist es nach mehreren Monaten intensiver Gespräche gelungen, das renommierte und international anerkannte Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach mit der Erstellung der Machbarkeitsstudie für das Großprojekt des Wiederaufbaus der Bornplatzsynagoge im Hamburger Grindelviertel zu beauftragen. Die Präsentation der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie ist bis Mitte 2022 vorgesehen.

 

Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit: „Die Hamburgische Bürgerschaft hat im vergangenen Jahr einstimmig ihre Unterstützung zugesichert, damit ein repräsentativer Neubau am ehemaligen Standort der Bornplatzsynagoge entstehen kann. Das jüdische Gotteshaus war und soll wieder ein Wahrzeichen im Herzen unserer Heimatstadt sein. Als wichtiges Zentrum der jüdischen Religion und Kultur soll ein offener Ort für Gebete, Feste und Begegnungen entstehen. Die neugegründete Stiftung Bornplatzsynagoge wird sich künftig dafür einsetzen, mit der Synagoge einen Ort der Toleranz und des Dialoges für alle Hamburgerinnen und Hamburger zu schaffen. Ich freue mich, dass ich als Bürgerschaftspräsidentin dem Stiftungsrat angehören werde und möchte auch künftig dieses Vorhaben nach Kräften unterstützen.“

 

Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank, zuständig für das jüdische Leben in Hamburg: „Das gesamte Projekt zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge ist mit dem heutigen Tag einen entscheidenden Schritt vorangegangen. Ich freue mich sehr, dass ein so renommiertes Architekturbüro für die Erstellung der Machbarkeitsstudie gewonnen werden konnte. Wir dürfen nie vergessen: Die Bornplatzsynagoge ging 1938 in Flammen auf, kostbare Gegenstände wurden gestohlen, Menschen wurden ermordet. Seit 83 Jahren ist diese Wunde noch immer nicht verheilt. Das wird sich ändern. Ich bedanke mich abermals bei mehr als 100.000 Hamburgerinnen und Hamburger, die diese Kampagne unterstützen und sich mit ihrer Stimme klar gegen Antisemitismus gestellt haben. Wir können nun alle gespannt miterleben, wie ein neues jüdisches Gemeindezentrum im Grindelviertel entstehen kann. Ich habe die Hoffnung, dass künftig das vielfältige, jüdische Leben in unserer Stadt noch wahrnehmbarer wird und dass künftig alle Hamburger:innen am Bornplatz die Chance nutzen, jüdisches Leben erleben zu können.“

 

Kay Gätgens, Bezirksamtsleiter Eimsbüttel: „Ich freue mich, dass wir nun den nächsten Schritt zur Realisierung der Synagoge am Bornplatz gehen können. Mit dem ausgewählten Architekturbüro und seiner Expertise ist die Erstellung der Machbarkeitsstudie in guten Händen. Das Bezirksamt Eimsbüttel wird die Jüdische Gemeinde auch weiterhin konstruktiv begleiten, insbesondere im Bebauungsplan- und Baugenehmigungsverfahren.“

 

Philipp Stricharz, 1. Vorsitzender, Jüdische Gemeinde Hamburg: „Die Stadt und die Jüdische Gemeinde gehen gemeinsam wichtige Schritte zum Bau der ‚Neuen Bornplatzsynagoge’ an der Stelle der 1938 zerstörten Bornplatzsynagoge. Mit der Auswahl des Architekturbüros verbinden wir die Prüfung verschiedener Gestaltungsmöglichkeiten. Wir sind gespannt auf die kommenden Handlungsempfehlungen und behalten unser Ziel fest im Blick, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft jüdischen Lebens am Bornplatz zu vereinen.“

 

Dr. Eli Fel, 2. Vorsitzender, Jüdische Gemeinde Hamburg: „Wandel Lorch Götze Wach Architekten wurden von der jüdischen Gemeinde Hamburg für die Erstellung der Machbarkeitsstudie in einem umfangreichen Auswahlverfahren ausgesucht. Maßgeblich bei der Entscheidung war die herausragende und überzeugende Fähigkeit der Architekten auch bei komplexen Fragestellungen konstruktive Lösungswege aufzuzeigen. Nicht zuletzt spielte die Kompetenz und umfangreiche Erfahrung der Architekten, insbesondere beim Bau der Dresdner Synagoge, des Jüdischen Zentrums, Museums und der Hauptsynagoge München sowie die Neufassung der Alten Bayreuther Synagoge eine wichtige Rolle.“

Daniel Sheffer, Initiative Bornplatzsynagoge: „Wir sind noch nicht angekommen, weder im Wiederaufbau des Gebäudes noch in der Gesellschaft ohne Vorurteilen gegenüber Juden. Als Mitglied der Stiftung ist es unsere Aufgabe, dass die ‚Neue Bornplatzsynagoge’ sicht- und erlebbares Wahrzeichen der jüdischen Identität unserer Hansestadt wird.“

 

Prof. Wolfgang Lorch, Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach GmbH: „Neuanfang und Übertrag im Grindelviertel in Hamburg. An dem Ort, der so etwas wie der Kern des jüdischen Lebens war und wieder werden soll.“

 

 

Hintergrund

Ehemalige Bornplatzsynagoge

Die Synagoge am Bornplatz im Hamburger Grindelviertel wurde 1906 eingeweiht und diente der Deutsch-Israelitischen Gemeinde (DIG) Hamburg als Hauptsynagoge. In unmittelbarer Nähe wurde 1911 das Gebäude der Talmud-Tora-Schule errichtet. Die Bornplatzsynagoge bot rund 1.200 Gläubigen Platz und galt als größte Synagoge Norddeutschlands und zählte auch zu den größten freistehenden Synagogenbauten Nordeuropas. In der Reichspogromnacht 1938 wurde die Synagoge verwüstet und 1939 auf Kosten der Gemeinde abgerissen. Fünfzig Jahre nach der Zerstörung, im Jahr 1988, wurde der Platz umgestaltet, seitdem erinnert ein Bodenmosaik an den einstigen Standort der Synagoge.

 

Wiederaufbau Bornplatzsynagoge

Am 9. November 2020 startete die öffentliche Kampagne zum Wiederaufbau der 1938 zerstörten Bornplatzsynagoge. Bis zum Ende der Kampagne am 27. Januar 2021 haben 107.000 Menschen das Anliegen unterstützt. Zu den prominenten Unterstützer:innen zählen neben Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher und Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank auch u.a. Vizekanzler Olaf Scholz, Außenminister Heiko Maaß, zahlreiche Bundestagsabgeordnete, Unternehmen wie die HHLA, Otto Group und Budnikowsky sowie Künstler:innen und Prominente wie Die Toten Hosen oder Yared Dibaba.

Am 27. November 2020 hatte zudem der Haushaltsausschuss des Bundestags Mittel des Bundes in Höhe von 65 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge reserviert. Auch die Hamburgische Bürgerschaft hatte bereits 2020 in einem gemeinsamen Beschluss den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge verabschiedet. Eine Machbarkeitsstudie – finanziert durch eine Zuwendung des Bundes in Höhe von 600.000 Euro – soll Antworten auf die wichtigsten Fragen liefern und so eine zeitnahe Umsetzung ermöglichen. Die offenen Fragen betreffen dabei unter anderem die architektonische Gestaltung des Neubaus, die räumliche Situation am Josef-Carlebach-Platz und dem daran angrenzenden Allende-Platz – inklusive des sich dort befindlichen denkmalgeschützten ehemaligen Luftschutzbunkers – wie auch die Frage der Nachnutzung der Synagoge in der Hohen Weide.

 

Stiftung Wiederaufbau Bornplatzsynagoge

Die Stiftung Wiederaufbau Bornplatzsynagoge wurde im September 2021 gegründet und ist von der hamburgischen Stiftungsaufsicht als gemeinnützige Stiftung anerkannt. Im September 2021 hat auch die Aufnahme der Geschäftstätigkeit begonnen. In den kommenden Monaten sollen die Organe besetzt worden.

Das wichtigste Steuerungsorgan der Stiftung ist der neunköpfige Stiftungsrat. Er besteht aus drei (3) Vertreter:innen der Jüdischen Gemeinde Hamburg, je einer oder einem (1) Vertreter:in des Bundes sowie einer oder einem (1) der Freien und Hansestadt Hamburg, zwei (2) Vertreter:innen des Zentralrats der Juden in Deutschland und zwei (2) Vertreter:innen der Initiative Wiederaufbau Bornplatz.


Kontakt: Barbara Ketelhut, Pressesprecherin der Hamburgischen Bürgerschaft
Rückfragen unter Tel.:
0 40/4 28 31 – 24 24 oder per E-Mail: barbara.ketelhut@bk.hamburg.de