Politisch Verfolgte: Zwei Autoren berichten im Rathaus über ihre Schicksale

Für die gut 170 Hamburger Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Tage des Exils“ in den Kaisersaal des Rathauses gekommen sind, ist freie Meinungsäußerung eine Selbstverständlichkeit. Die 31-jährige Journalistin Humayra Bakhtiyar (Foto: 2.v.r.) aus Tadschikistan und der 26-jährige Blogger Ananya Azad (Foto: 2.v.l.) aus Bangladesch haben in ihren Heimatländern tagtäglich darum gekämpft – bisweilen unter Lebensgefahr. Eindrücklich haben die beiden Stipendiaten der Hamburger Stiftung  für politisch Verfolgte ihre Schicksale auf der Podiumsdiskussion unter dem Titel „Wovon junge Menschen träumen“ beschrieben. „Sie sind zwei große Vorbilder“, sagte Präsidentin Carola Veit angesichts des Mutes, den die beiden bewiesen haben.


Humayra Bakhtiyar hat sich mit ihrer Berichterstattung über politische und menschenrechtliche Themen einen Namen gemacht. Besondere Beachtung fanden ihre Artikel über eine Arbeitsgruppe zur Abschaffung der Todesstrafe und deren Arbeit über Menschenrechtsverstöße des tadschikischen Regimes. Sie wurde mehrfach vom „Institute for War and Peace Reporting“ ausgezeichnet. Ihre Veröffentlichungen brachten Humayra Bakhtiyar ins Visier des tadschikischen Geheimdienstes. Auch nachdem sie ihr Land verlassen habe, hätten die Repressalien nicht nachgelassen, erzählte sie. So habe etwa ihr Bruder seine Stelle als Dozent an der Universität verloren, nachdem sie weiter über tadschikische Politik geschrieben habe.  


Ananya Azad ist ein bekannter Blogger in Bangladesch. Er wehrte sich in seinen Veröffentlichungen gegen Intoleranz und religiösen Fundamentalismus und setzte sich für demokratische Reformen ein. Deswegen steht er auf einer Todesliste islamistischer Extremisten in seinem Land. Er erzählte, dass 90.000 Menschen den Todesaufruf gegen ihn unterstützt hätten. „Ich hatte sehr große Angst, besonders als ein Freund, dessen Name ebenfalls auf der Liste stand, umgebracht worden war“, sagte Ananya Azad.


Der Journalist und Autor Johannes von Dohnanyi führte als Moderator durch die Veranstaltung. Mit einfühlsamen Fragen gelang es ihm, nicht nur die beiden Autoren über ihre Heimatländer berichten zu lassen, sondern auch darüber, was es bedeutet, ins Exil zu gehen. So berichtete etwa Humayra Bakhtiyar, dass es auf plötzlich geheißen habe, dass sie ihr Land verlassen müsse, weil es Pläne für eine Entführung gegeben habe. „Das ist etwas anderes, als eine Reise zu planen und sich darauf zu freuen bestimmte Städte und Plätze zu besuchen.“ Und Ananya Azad erzählte von der Schwierigkeit, damit zu leben, dass die Familie in der Heimat nicht sicher leben könne. Wie lange die beiden Autoren im Exil bleiben müssen, ist ungewiss. Am Ende der Veranstaltung wandte Johannes von Dohnanyi sich an die Schülerinnen und Schüler: „Genießt eure anstehenden Sommerreisen. Kommt zurück. Denn ihr könnt es.“


Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte unterstützt Menschen, die sich für Freiheit und Demokratie in ihren totalitären Heimatstaaten einsetzen. Sie wurde 1986 durch Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft als politisch unabhängige Stiftung ins Leben gerufen. Stiftungsgründer ist der damalige Erste Bürgermeister Dr. Klaus von Dohnanyi.


Das Stiftungsstipendium gewährt den Gästen darüber hinaus die Möglichkeit, ihre politische, künstlerische oder journalistische Arbeit fortzusetzen und ein internationales Netzwerk aufzubauen. Ziel ist es, dass die Stiftungsgäste nach ihrer Rückkehr in die Heimat mit ihren in Hamburg gesammelten Erfahrungen beim Aufbau einer funktionierenden und wehrhaften Zivilgesellschaft helfen. Bis heute hat die Stiftung 181 politisch Verfolgte und ihre Familien gerettet und vorüber-gehend in Hamburg beherbergt.


Bereits zum zweiten Mal haben Stiftungsstipendiaten vor Schülerinnen und Schülern im Rathaus von ihren Schicksalen berichtet. Die Veranstaltung, welche die Bürgerschaft mit der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte organisiert hat, findet im Rahmen der Reihe „Tage des Exils“ statt, die noch bis zum 2. Juli ein vielfältiges Programm bietet. Mehr Informationen finden Sie hier.


Foto (v.l.): Martina Bäurle (Geschäftsführerin der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte), Ananya Azad, Humayra Bakhtiyar und Johannes von Dohnanyi.