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Pressemitteilungen„Es war eine warme Sommernacht. Am Tage und in der Nacht waren Luftangriffe. Am Tage die Amerikaner, nachts die Engländer. Stundenlang mussten wir im Bunker ausharren. Ich zitterte vor Angst. Irgendwie waren wir immer auf der Flucht. Treppe runter, ab zum Bunker, Treppen rauf, ist noch alles heil? Ist mein Dreirad noch da?“ Zeitzeuge Harald Hinsch berichtet von seinen Erinnerungen an den Hamburger Feuersturm, den er als Sechsjähriger mit seiner Mutter in einem Bunker in der Gertigstraße erlebte.
Auch, wenn es schwierig zu ertragen ist, manche Ereignisse dürfen nicht vergessen werden. So auch die als „Operation Gomorrha" bekannt gewordenen Bombenangriffe auf Hamburg im Jahr 1943, die sich in 2023 zum 80. Mal jähren. Aus diesem Anlass wurde am vergangenen Sonntag im ehemaligen Kirchenschiff St. Nikolai an die Bombardierungen erinnert. Das heutige Mahnmal diente den britischen und amerikanischen Bomberverbänden bei den Luftangriffen auf Hamburg als Ziel- und Orientierungspunkt. „Heute erinnern wir an die Zerstörung Hamburgs durch die „Operation Gomorrha“ 1943, ausgelöst durch den Angriffskrieg der Nationalsozialisten, der Vernichtung und Leid über Millionen von Menschen brachte. Wir erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus und ihre Folgen, um sie im Bewusstsein aller Generationen zu halten“, erklärte die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit.
Das Ausmaß der Zerstörung ist bis heute unvorstellbar. Schätzungen zufolge starben 34.000 Menschen im „Hamburger Feuersturm“. In ihrer Rede betonte Präsidentin Veit, dass die Erinnerungs- und Gedenkarbeit im Zusammenhang mit dem Feuersturm sehr wichtig ist, denn die Erinnerungsarbeit helfe auch den Zeitzeug:innen, die schrecklichen Eindrücke des Feuersturms zu verarbeiten, die zum Beispiel im Zusammenhang mit Putins Angriff auf Europa wieder hochkämen. Dabei sei ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Thema besonders wichtig, denn „die Deutschen haben den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust zu verantworten“, so Veit.
Bürgerschaftspräsidentin Veit appellierte – auch mit Blick auf aktuelle Kriegsschauplätze in der Ukraine, in Syrien und im Irak – weiterhin die Menschlichkeit in den Vordergrund zu stellen: „In einer Zeit, in der Populismus und Rassismus auch hierzulande spürbar zunehmen und Politiker:innen mit antidemokratischer Gesinnung gewählt werden, kann nicht oft genug betont werden: Unsere demokratischen Grundwerte sind die Basis für ein Leben in Frieden und Sicherheit.“
Dazu zähle auch eine lebendige Erinnerungskultur, so Veit. Sie dankte Wissenschaftler:innen, Psycholog:innen und bürgerschaftlichen Initiativen, die Räume für Heilung, Erkenntnis und Austausch schafften. Auch die künstlerische Verarbeitung der Überlieferungen durch Künstler Michael Batz würdigte sie und dankte ihm im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft herzlich für seine wertvolle Arbeit.
Neben dem Grußwort der Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit wurde am Sonntagnachmittag eine szenische Lesung von Michael Batz gezeigt, Zeitzeuge Harald Hinsch schilderte, wie er als Kind die Bombardierungen erlebte und ein Gedenkgottesdienst von Propst Dr. Martin Vetter und Dr. Ulrich Lamparter gab Raum für zeitgemäße Erinnerungskultur mit Respekt vor der erlebten und gelebten Geschichte.
Nähere Informationen zu den Veranstaltungen rund um das Thema „80 Jahre Operation Gomorrha“ sind unter www.mahnmal-st-nikolai.de erhältlich.