20. Rathausausstellung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Präsidentin Carola Veit hat die Ausstellung „Überlebt! Und nun? NS-Verfolgte in Hamburg nach ihrer Befreiung“ im Rathaus eröffnet. Anlass für die jährlichen Ausstellungen in Zusammenarbeit von Bürgerschaft und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen ist der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. Es ist bereits die 20. gemeinsame Ausstellung. 


Das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren brachte den Verfolgten des Nationalsozialismus die lang ersehnte Befreiung. Tausende Häftlinge des KZ Neuengamme waren kurz vor der Ankunft der britischen Truppen aus der Stadt gebracht worden. Viele, die in Hamburg waren, hatten den nationalsozialistischen Terror nur um Haaresbreite überlebt, waren ausgezehrt, schwer krank und besaßen nur noch, was sie auf dem Leib trugen. Wo konnten sie Unterstützung erhalten? Wie sollten sie nach Hause kommen? Und waren ihre Angehörigen noch am Leben? Die Rückkehr in ein „normales“ Leben war für viele Überlebende ein schwieriger Prozess.


Die Ausstellung „Überlebt! Und nun? – NS-Verfolgte in Hamburg nach ihrer Befreiung“ berichtet von den Erfahrungen und Lebensumständen der Überlebenden der NS-Verfolgung in Hamburg. Die Ausstellung wird anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar von der Hamburgischen Bürgerschaft präsentiert. „Unsere Ausstellung und unser würdiges Gedenken an alle NS-Opfer sind ein wichtiger Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie“, sagte Präsidentin Veit in ihrer Eröffnungsrede. „Es zeigt uns, was droht, wenn wir unsere Freiheit verlieren würden. Dafür stehen erschreckende Beispiele wie die NSU-Morde, Anschläge auf Politiker oder der antisemitische Anschlag mit zwei Mordopfern in Halle, aber auch der alltägliche Hass und die Bedrohungen im Internet. Deshalb müssen sich alle Demokraten widersetzen – der Geschichtslosigkeit, der Verherrlichung von Rassismus, der Ausgrenzung und völkischem Nationalismus. Das ist unsere immerwährende Aufgabe.“


Neben Carola Veit sprachen Prof. Ulrich Bauche und Dr. Yonit Hoffman bei der Eröffnung. Der Kulturhistoriker Prof. Bauche berichtete über seinen im Widerstand aktiven Vater und dessen sehr persönlichen Erinnerungen an die unmittelbare Nachkriegszeit. Dr. Hoffman, die als Direktorin der Holocaust Community Services in Chicago tätig ist, erzählte sehr bewegend von ihrem Vater Gerhard Hoffmann, der als einziger seiner Familie die Deportation überlebt hatte und nach seiner Befreiung nach Israel auswanderte.


Prof. Dr. Detlef Garbe (Stiftungsvorstand): „Die Befreiung vom Nationalsozialismus jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal. Wir haben diesen Jahrestag zum Anlass genommen, uns genauer anzusehen, welche Erfahrungen die Menschen, die als Verfolgte den nationalsozialistischen Terror überlebt haben, nach ihrer Befreiung gemacht haben. In der Ausstellung kommen viele Verfolgte des Nationalsozialismus zu Wort: Neben verfolgten Hamburgerinnen und Hamburgern werden Menschen präsentiert, die nach Hamburg verschleppt worden waren, etwa als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter oder als Häftlinge des KZ Neuengamme und seiner Außenlager – unabhängig von dem Ort ihrer Befreiung. Immer wieder wird deutlich, dass die Rückkehr in ein ‚normales‘ Leben für die Überlebenden oft ein schwieriger Prozess war. Nicht für alle bedeutete die Befreiung auch ein Ende der Not.“


Die Ausstellung in der Rathausdiele läuft bis zum 10. Februar. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 7 bis 19 Uhr, Samstag: 10 bis 18 Uhr, Sonntag: 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. 


Foto (v.l.): Kuratorin Alyn Bessmann, Präsidentin Carola Veit, Prof. Ulrich Bauche (vorne, Zeitzeuge und Kunsthistoriker) und Dr. Yonit Hoffmann (Tochter des aus Hamburg deportierten Gerhard Hoffmann).