Weinberg am Stintfang wird gerodet: Bürgerschaft verschenkt Rebstöcke

Großer Andrang am Stintfang: Rund 200 Hamburgerinnen und Hamburger sind am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein zum Weinberg oberhalb der St. Pauli Landungsbrücken gekommen, um sich ein besonderes Andenken zu sichern - das Holz der alten Bürgerschaftsweinstöcke. Das Landesparlament hat die Reben gemeinsam mit den Winzern, die die Pflanzen viele Jahre ehrenamtlich gepflegt haben, an Fans des Weinbergs am Stintfang verschenkt.


Hintergrund: In der kommenden Woche beginnen die Vorarbeiten zu den Umbaumaßnahmen am U-Bahnhof Landungsbrücken. Der Weinberg der Hamburgischen Bürgerschaft befindet sich im Bereich der künftigen Großbaustelle und wird abgetragen. Ein erfolgreiches Umsetzen der Nutzpflanzen war Weinanbau-Experten zur Folge nicht möglich. Bei derart alten Rebstöcken (bis zu 25 Jahre) sind die Wurzeln bis zu 20 Meter lang. Diese werden beim Ausgraben zwangsläufig zerstört. Immerhin aber kann das Holz der Reben etwa als Dekoration verwendet werden.  


Die Geschichte des Weinbergs: 
Der Weinberg am Stintfang mit Blick auf die St. Pauli-Landungsbrücken wurde 1995 mit zunächst 50 Rebstöcken angelegt. Die Weinstöcke waren ein Geschenk der Wirtinnen und Wirte des „Stuttgarter Weindorfes“ an die Hamburgische Bürgerschaft zum 10. Geburtstag des Weindorfes. Zum 20- und 25-jährigen Bestehen des Weindorfes kamen je 25 Rebstöcke hinzu. Hausherrin auf dem Weinberg, der zum Bezirk Mitte gehört, ist die Präsidentin der Bürgerschaft, Carola Veit.


Der 500 Quadratmeter große Weinberg umfasste 100 Rebstöcke: 50 der Rebsorte Regent (rote Trauben) sowie 50 der Sorte Phönix (weiß). Die Trauben wurden seit 1996 jedes Jahr im September unter der Federführung des Stuttgarter Weinbaumeisters Fritz Currle geerntet, sofort nach der Weinlese nach Stuttgart gebracht und dort ausgebaut. Im Folgejahr kehrten die Trauben in flüssiger Form als „Hamburger Stintfang Cuvée“ nach Hamburg zurück. Die etwa 40 bis 50 Flaschen (0,375 l), die die Stuttgarter jedes Jahr der Präsidentin der Bürgerschaft überreichten, sind unverkäuflich. Sie werden nur an besondere (Staats-)gäste der Bürgerschaft oder für besondere Zwecke verschenkt. Die vorerst letzte Weinlese im vergangenen Jahr musste ausfallen – Unbekannte hatten die Trauben kurz vor der Ernte gestohlen. 


Eine Neuanpflanzung von Rebstöcken am Stintfang ist erst nach Abschluss aller Bau- und anschließender Landschaftsarbeiten möglich. Das wäre nach jetzigem Stand der Planungen frühestens Ende 2021 der Fall.

Foto v.l.: Die ehrenamtlichen Stintfang-Winzer Karsten Lindberg, Rainer Hambacher, Norman Sauer, Ekkehardt Opitz und Peter Kurz.