Rund 600 Gäste besuchen szenische Lesung „Sog nit Kejnmol“ im Großen Festsaal

Mehrere Personen sitzen dem Publikum zugewandt auf einer Bühne und lesen aus Büchern vor.

Die Szenischen Lesungen finden jährlich anlässlich des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus statt.

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Rund 600 Gäste haben am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus die szenische Lesung „Sog nit Kejnmol - Lieder aus Lagern und Gettos 1933–1944“ im Großen Festsaal des Rathauses besucht. Es war bereits die 20. szenische Lesung, die der Hamburger Künstler Michael Batz im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft inszeniert hat. Seit 1998 arbeiten das Landesparlament und Batz bei dieser bundesweit einzigartigen Form der Geschichtsvermittlung zusammen.


„Die szenischen Lesungen sind inzwischen ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Erinnerungskultur, die vom Parlament mit großer Überzeugung unterstützt wird“, sagte Erster Vizepräsident Dietrich Wersich in seiner Rede vor Beginn der Aufführung. Anlässlich der 20. szenischen Lesung hat die Bürgerschaft einen Sammelband mit den Texten von Batz herausgegeben: „Hört damit auf! – 20 Dokumentarstücke zum Holocaust in Hamburg“ (Dölling und Galitz Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. 


Die aktuelle Inszenierung handelt von Musik, die in der Zeit des Nationalsozialismus ganz unterschiedlich verwendet wurde. Für die Lagerkommandanten und SS-Wachmannschaften diente die Musik zur „Unterhaltung“ und stellte eine Form der Folter und Schikane dar. Sie wurde gezielt eingesetzt, um Neuankömmlinge irrezuführen, benutzt als zynische Form der Verhöhnung und Demütigung, verwendet zur emotionalen Beeinflussung bei Arbeitseinsätzen, Strafen, Erschießungen und Hinrichtungen. Für die Inhaftierten und Unterdrückten bedeutete Musik geistiger Widerstand, Hilfe zur Selbstbehauptung, zum Durchhalten und Mutmachen. Ganz unmittelbar war sie manchmal auch Tauschmittel für Brot, um Leben zu retten.


Als Sprecherin und Sprecher traten Anne Weber und Michael Prelle auf. Die musikalische Darbietung kam von Ordon Glowacki, Edgar Herzog, Johannes Huth, Jakob Neubauer, Kateryna Ostrovska und Igor Zeller. 


Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweit gesetzlich verankerter Gedenktag. Dieser Jahrestag bezieht sich auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. 2005 haben ihn die Vereinten Nationen zusätzlich zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt.