Hamburgische Bürgerschaft gibt Sammelband zu 20 szenischen Lesungen heraus

Präsidentin Carola Veit und der Künstler Michael Batz haben den Sammelband „Hört damit auf! – 20 Dokumentarstücke zum Holocaust“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die 20 Texte sind Grundlagen der szenischen Lesungen, die Batz im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft seit 1998 verfasst und im Rathaus inszeniert hat. Anlass für dieses besondere Format ist das jährliche Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. 


„Wie schrecklich der Alltag der jüdischen und vieler weiterer NS-Opfer war, wurde in den vergangenen Jahren Stück für Stück beleuchtet und zum Teil erst durch die szenischen Lesungen bekannter“, sagt Präsidentin Veit. Das gelte etwa für das Thema Euthanasie oder die Todesurteile der Wehrmachtsjustiz in Hamburg gegen Deserteure. Der brutale Umgang der Hamburger Gestapo mit ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern wurde ebenso aufgedeckt wie das Morden der Hamburger Polizei als willige Gehilfen der NS-Gewaltherrschaft.


Der Buchtitel „Hört damit auf!“ und die gleichnamige Lesung beschreiben, dass viele Naziverbrecher später auch von Hamburger Gerichten freigesprochen wurden. Die anschaulichen Berichte von zwei ehemaligen Hamburger Oberstaatsanwälten geben einen unmittelbaren Einblick in Widersprüche zwischen vollbrachten Taten und den Strafen.


„Bei den szenischen Lesungen gelingt es uns Jahr für Jahr durch die echten Zitate Bilder in den Köpfen der Zuschauer entstehen zu lassen und sie so auf schonungslose Weise mit den Taten des NS-Regimes zu konfrontieren“, sagte Veit. Sie betonte, dass diese besondere Art der Geschichtsvermittlung immer wichtiger werde, je länger diese Ereignisse zurücklägen. „Schließlich können immer weniger Opfer die Grauen des NS-Terrors persönlich bezeugen. Es ist wichtig, dass gerade den Jüngeren diese Inhalte vermittelt werden.“ Neben einer Abendveranstaltung organisiert die Bürgerschaft deshalb auch Aufführungen ausschließlich für Schülerinnen und Schüler.


Michael Batz beschreibt, wie er in Behörden und Archiven, teilweise gegen Widerstände, für seine Stücke recherchierte. „Um denjenigen Opfern, die man in so großer Zahl verstummen ließ, wieder eine Stimme zu geben, führte und führt der Weg über die Dokumente. Aufs Wesentliche verdichtet, in Bezüge gestellt, in den Formulierungen konsequent originär belassen.“ Die 20 Texte böten, so Batz, nicht nur die Möglichkeit des Gedenkens, sondern darüber hinaus auch die Chance des Erkennens und Lernens. „Sie sind Arbeitsmaterial für nächste Generationen, um Unbegreifliches zugänglicher und erfahrbarer zu machen, um Bewusstgemachtes weiterzugeben.“


Die nächste szenische Lesung findet am Sonntag, den 27. Januar statt. „Sog nit Kejnmol - Lieder aus Lagern und Gettos 1933–1944“, so der Titel, überträgt die Bürgerschaft live auf ihrer Website www.hamburgische-buergerschaft.de


Das Buch „Hört damit auf! – 20 Dokumentarstücke zum Holocaust“, von Michael Batz, herausgegeben von der Hamburgischen Bürgerschaft (Dölling und Galitz Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Es hat 768 Seiten und kostet 20 Euro.