Gedenken an „Operation Gomorrha“ vor 75 Jahren

Präsidentin Carola Veit hat anlässlich des Gedenkens an die Bombenangriffe auf die Hansestadt im Sommer 1943 an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert. „In vielen Hamburger Familien bildete das ‚Ausgebombt-werden‘ das zentrale, schlimme Ereignis, das einen Großteil ihres Lebens bestimmte“, sagte Veit auf der Gedenkveranstaltung „Wider die Zerstörung der Menschlichkeit“ in der Hauptkirche St. Katharinen.


Gomorrha und ähnliche verheerende Bombenangriffe auf andere Großstädte im damaligen Deutschen Reich hätten zwar das sich allmählich nähernde Ende der Nazi-Diktatur markiert, „aber deren Folgen waren beileibe nicht mit der Befreiung am 8. Mai 1945 beendet“. Veit betonte, wie schwer sich Nachkriegsdeutschland mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte getan hat. „Die Lehre aus diesen Fehlern der Vergangenheit ist, sensibel und vorbeugend zu reagieren.“ Gerade mit Blick auf die Gegenwart sei dies umso wichtiger, weil die Gräueltaten der Nazi-Diktatur immer häufiger nicht nur verschwiegen, sondern klein geredet und beschönigt würden. „Dazu gehört übrigens auch der Versuch, Ursache und Wirkung der alliierten Bombenangriffe zu vertauschen.“


Präsidentin Veit mahnte die spürbare Zunahme von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland an. Demokraten hierzulande, aber auch das Ausland reagierten zu Recht erschrocken auf Ereignisse, wie zuletzt in Chemnitz, wo nach einer schweren Straftat Rechtsextremisten und Neo-Nazis Trauer und Empörung in generellen Hass gegen Migranten verwandeln wollten. „Dabei feiern sich die Gruppierungen vor den Augen der Polizei mit Hitlergruß, und sie bedrohen Bürger und Journalisten. Im Schutz sogenannter besorgter Bürger fordern sie unverhohlen die Abschaffung der Demokratie.“ Gleichzeitig kritisierte sie, dass diese Gruppierungen mit gewählten Politikerinnen und Politikern an einem neuen Feindbild, nämlich das Fremde, arbeiteten, das angeblich das Land bedrohe. „Ein Muster, das uns hellhörig werden lassen muss.“ Deshalb gehöre zum Gedenken eben auch ein wachsamer Blick auf die Gegenwart und Zukunft, so Veit. Hier geht es zur Rede der Präsidentin.


Im Anschluss wurden auf der gemeinsamen Veranstaltung der Hauptkirche St. Katharinen, der Patriotischen Gesellschaft von 1765 und der Hamburgischen Bürgerschaft das Oratorium „In Memoriam Gomorrha“ von Dieter Einfeldt uraufgeführt sowie literarische Texte und Berichte von Zeitzeugen vorgetragen.


Foto (v.l.): Helga Treeß (2. Vorsitzende der Patriotischen Gesellschaft von 1765), Präsidentin Carola Veit, Komponist Dieter Einfeldt, Pröbstin Dr. Ulrike Murmann (Hauptpastorin von St. Katharinen) und Frank Engelbrecht (Gemeindepastor von St. Katharinen).